Original von Frosch
Und das eine vom natürlichen aussehen des motivs abweichende darstellung, gegenüber dem motiv nicht besonders sensibel ist, das sagt sogar die frau Wegscheider.
Hallo Frosch!
Also meine Nachbarin, Du weißt schon, die Polaschegg Berta, die bis zu ihrer Pensionierung das Musikkonservatorium besuchte, gibt Dir nur sehr zögerlich recht. Und gar nicht unter Einfluss ihres inzwischen zu kräftigem Sturm vergorenen Apfelsaft meint sie folgendes:
Sensibilität (nicht nur als Filmempfindlichkeit) ist grundsätzlich ein wichtiger Begriff in der Fotografie. Einfach ausgedrückt bedeutet "Sensibel zu sein" dass man über überdurchschnittlich viele, fehlerlos funktionierende Wahrnehmungsmechanismen verfügt. Auch bei einem "Landschafts"-Fotografen setzt das demnach mehr voraus als bloß nicht farbenblind oder sonst wie unkorrigiert fehlsichtig zu sein.
In der Landschaftsfotografie, und in keiner anderen Sparte der Fotografie "Reduziert" sich der Fotograf hauptsächlich zum klassischen Interpreten wie in dieser, wird Sensibilität aber zu einer sehr komplexen Angelegenheit.
Grundsätzlich ist die Landschaft ein gerne auserwähltes Fluchtdomziel des Gemütes. Das trifft auch auf die von Dir beschriebenen Dämmerungsbeobachtungen zu. Lässt die Landschaft doch den Betrachter ihre Farben und Formen nahezu mit allen Sinnen in einer Intensität wahrnehmen, so dass dabei der Blick zur Lust am Anblick wird. Auch für einen Fotografen. Der Herbst wiederum dominiert die Landschaftsfotografie. Wird doch die Performance der Natur in der herbstlichen Hochsaison auf eine einfache Formel gebracht: "Farbe ist überall". Und wird das Verhältnis des Menschen zur Farbe auch vorrangig von ästhetischen und weniger von rituellen Aspekten dominiert, kann ein sensibler Interpret angesichts eines herbstbunten Laubbaumes möglicherweise trotzdem dessen letzte Anstrengung wahrnehmen, sich selbst noch einmal in aller Pracht überstrahlen zu wollen.
Die Bedeutung dieser visuell-effektiv fragwürdigen Eingebung bleibt auch metaphysisch in jeder Beziehung unbeantwortet, aber ebenso unbeantwortet bleibt wohl auch die Frage ob es unsensibel ist, den Baum in seinen Bemühungen mittels PS zu unterstützen. Sofern dabei Schärfe, Sättigung und Kontrast nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip angewendet werden.
Na Ja! Soviel dazu von meiner Nachbarin. Sie wird sich demnächst mit Frau Wegscheider kurzschließen und das Thema bei Most und Streuselkuchen genauestens erörtern.
Ligrüwa!