Fotografie in Zukunft?

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    • Überlegungen zur Zukunft der Fotografie

      Fotografen werden weiterhin den Zustand der Welt beschreiben
      und interpretieren. Es wird eine deutliche Trennung zwischen
      Autor und Dienstleister geben. Das Gros der Berichterstattung
      über Katastrophen und Kriege wird von Agenturen und Amateuren
      bewerkstelligt, der interpretierende Autor wird viel zu langsam
      sein, um beim schnellen Liefern weltweiter, digitaler Daten
      noch teilnehmen zu können. Von den neuen Pressefotografen ist
      stillose Bildmenge gefragt, die sowohl im Internet, als auch
      auf Zeitungsseiten einen schnellen Hingucker liefert.
      Gleichzeitig konkurrieren sie mit ihren Lesern, die immer und
      überall mit Digitalkamera und Handy schneller sein werden. Das
      nur noch digital und fragmentarisch vorhandene Lebenswerk der
      neuen Reporter wird im Gegensatz zu klassischen Fotografen wie
      Lebeck, Moses oder Höpker fotografiegeschichtlich nur eine
      Fußnote sein.
      Die Protagonisten eines halbaktuellen Dokumentarismus werden
      versuchen, Bücher zu machen und ihre „Originale“ über den
      internationalen Kunstmarkt an lukrative Wände zu bringen. Die
      Großformat-Generation stand sich schon im Nachhall des
      Hurrikans „Katrina“ in New Orleans auf den Füßen, so erscheinen
      zum Herbst neue Bücher von Chris Jordan, „In Katrinas Wake“ und
      Robert Polidori „After the flood“. Simon Norfolk soll auch da
      gewesen sein. Auch das wird nicht mehr zukunftsfähig sein, auch
      hier ist das Vokabular begrenzt und ganz blöd ist der Markt
      nicht.
      Was macht die Fotografie dann? Sie entwickelt sich genauso wie
      der Rest vom Kapitalismus: Die Mittelschicht löst sich auf,
      weltweit wird es 500 Fotografen geben, die sich um die Höhe
      ihres Einkommens keine Sorgen machen müssen, Hunderttausende
      werden ihre digitalen Daten zu Dumpingpreisen zu Markte tragen.
      Fotoblogs wie Flickr, Photonet oder Fotocommunity werden von
      Getty und Corbis gekauft, das Material verschlagwortet und dem
      Markt zur Verfügung gestellt. Das Angebot der klassischen
      Agenturen wird sich dementsprechend verändern. Alles, was
      leicht zugänglich ist, Strände, Städte, Landschaften wird
      hundertfach und billig angeboten, Sujets mit schwierigem
      Zugang, individueller Ästhetik werden exklusiv und teuer.
      Für junge Fotografen gerät der Einstieg zu einem risikoreichen
      Investment. Die eigene WG, Herkunft oder soziale Verwurzelung
      zu fotografieren reicht nicht mehr. Gefragt ist gute Recherche
      und ein relevantes Thema in individueller Bildsprache. Mit der
      Diplomarbeit zu beweisen, dass man fotografieren kann, wird
      nicht mehr das Überleben sichern. Trotzdem, die Welt wird sich
      weiter drehen, das Medium entwickelt sich.
      Die digitale Aufzeichnung ermöglicht alle Schattierungen. Nicht
      mehr Schwarz-Weiß oder Farbe ist die Entscheidung, sondern alle
      Zwischentöne sind möglich. Komposition ist längst nicht mehr
      das Abdrücken im richtigen Augenblick, sondern die Vorstellung,
      wie das Bild aussehen soll und die Zutaten entsprechend zu
      mixen. Im künstlerischen Dokumentarismus gehört eine solche
      Strategie längst zum Alltag, der Journalist, der sich an diesen
      ästhetischen Konzeptionen messen zu müssen glaubt, sieht sich
      verführt, diesem Paroli zu bieten.
      Für die Redaktionen wird es wichtig werden, kompetente, gut
      ausgebildete Fotoredakteure zu beschäftigen, die analog zur
      aufwändigen Dokumentation der Texte Nachrichtenfotografien auf
      ihre möglichen Manipulationen hin untersuchen. Zwangsläufig
      wird es zu einer dezidierten Trennung zwischen einer
      Nachrichtenfotografie mit Beweischarakter und einer
      Fotoillustration mit eher feuilletonistischem Anliegen kommen
      müssen. Im August 2006 meldete die Fotozeitschrift PDN die
      fristlose Entlassung von Patrick Schneider, einem Fotoreporter
      des "Charlotte Observer" einer kleinen Lokalzeitung in den USA.
      Schneiders Vergehen bestand in der Übertreibung der Farbgebung
      eines Nachrichtenphotos.
      Wer schon einmal einen Datensatz per Raw-Konverter geöffnet
      hat, dem wird klar geworden sein, dass es statt eines Bildes
      nur eine beliebig wandelbare Masse an Pixeln gibt, die es für
      den Druck zu übersetzen gilt. Was bis dahin passiert liegt in
      der Phantasie der Fotografen. In 10 Jahren wird schlicht jedes
      Bild vom Betrachter angezweifelt werden. Zu Recht. Fotografien
      müssen uns nicht mehr beweisen, dass im Libanon geschossen wird
      oder in Hoyerswerda Häuser verfallen. Ihr fiktionaler Charakter
      ermöglicht eine viel unmittelbarere Erfahrung als das Diktat
      der Chefredakteure, die im Foto häufig genug nur die
      Berechtigung sehen, die eigene Bildunterzeile zu belegen.
      Überzeugen kann den Betrachter nur eine bildimmanente
      Authentizität, nicht aber die Behauptung der Wahrhaftigkeit der
      Entstehungsbedingungen. So wird die Fotografie, endlich von der
      Last der Wahrheit befreit, zu einer kulturellen Ausdrucksform
      wie Malerei, Musik und Sprache. Oder glaubt jemand ernsthaft,
      dass Musik, die klingt wie aus dem Ghetto, von Musikern gemacht
      wird, die dort leben? Entscheidend ist das Verständnis der zu
      transportierenden Erfahrungen.
      Und was bedeutet das in Zukunft?
      Die Fotografie kehrt an ihre Anfänge zurück: Die ersten
      Lichtbildner des 19ten Jahrhunderts waren engagierte Amateure,
      die Zeit, Geld und vor allem Leidenschaft in ihr eigenes
      Ausprobieren investierten. Fotografen, die in 10 Jahren
      stilbildend tätig sein wollen, brauchen einen ähnlichen
      Hintergrund und eine gute Ausbildung. Wer es schafft, sein
      Verhältnis zur Welt in zeitgemäße Bilder zu übersetzen, wird
      eine Chance haben, sich von der Masse abzuheben. Aber die
      Gräben werden tiefer. Hatten vor 10 Jahren die Fotografen noch
      ein gutes Auskommen, die nicht in der allerersten Liga
      spielten, so wird in Zukunft folgendes Szenario wahrscheinlich:
      Während die Polidoris der nächsten Generation ihre Lambda
      Prints für 25.000 Dollar verkaufen, wird die B-Riege für 80
      Euro plus Rahmung in Lumasähnlichen Postershops verramscht.
      Während die neuen Elleringmanns, Ginters, Blickles ihre Themen
      und Bilder exklusiv über feine boutique-ähnliche Agenturen
      vermarkten können, tritt die B-Riege auf Royalty Free Servern
      mit dem lustvollen Handyfotografen in Konkurrenz.
      Aber es passiert auch etwas Hoffnungsvolles: Es wird, analog
      zur Musik, eine Indieszene geben, getragen von jungen
      Fotografen, die tagsüber ihr Geld im Dunstkreis von Museum,
      Galerie und Agentur verdienen. Nach Feierabend mieten sie
      leerstehende Ladenlokale, initiieren Ausstellungen, betreiben
      Websites und Blogs, schließen sich zu informellen Netzwerken
      zusammen. Es wird Off-Festivals geben und natürlich wird das
      auch wieder die Aufmerksamkeit der Etablierten erregen.
      Eigentlich wird sein, wie es immer ist mit der Zukunft: Man
      kann sich darauf verlassen, dass sich ständig alles ändert.

      Quelle: Bialobrzeski-Die_Zukunft_der_Fotografie
    • Pixel schrieb:

      Überlegungen zur Zukunft der Fotografie


      Komposition ist längst nicht mehr
      das Abdrücken im richtigen Augenblick, sondern die Vorstellung,
      wie das Bild aussehen soll und die Zutaten entsprechend zu
      mixen.


      Das war 1850 auch schon so.
      Dr. Reindl anno 1842: "Daguerres erfindung sollte und konnte nicht des künstlers schaffenden geist überflüssig machen."

      sss



      Für die Redaktionen wird es wichtig werden, kompetente, gut
      ausgebildete Fotoredakteure zu beschäftigen, die analog zur
      aufwändigen Dokumentation der Texte Nachrichtenfotografien auf
      ihre möglichen Manipulationen hin untersuchen.

      Manipuliert wurde schon immer. Nach 150 jahren kommen gescheite menschen darauf dass man nachrichtenfotografie auf ihre mögliche manipulation hin untersuchen sollte. Toll!

      Durch die leichtigkeit des digitalen fotografischen seins verursacht: In allen themenbereichen wird eine große schafherde sich ähnelnde fotos machen. Davon werden sich nur wenige durch indiviuelle ästhetik (Schwarze schafe) abheben. Auch vermeintlich neue ideen oder themen werden ohne eigene ästhetik im sumpf des vergessens verschwinden.

      sss

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Muecke ()

    • Es ist anzunehmen, dass sich die Interessen von Fotografen immer wieder von
      Einem Bereich zum jeweils Anderen entwickeln werden.

      Ein Stillstand ist, nehme ich an, in absehbarer Zeit nicht zu erwarten.

      Eventuell werden neue Technologien aktuell werden und den Mainstream erfassen.

      Persönlich interessiert mich jetzt aber, welche speziellen interessen Du mit dieser sehr
      allgemein formulierten Frage ergründen möchtest.

      Kannst Du Deine Frage etwas näher erklären ?

      Hope it helps & lg Andreas
    • pluslucis schrieb:

      Es ist anzunehmen, dass sich die Interessen von Fotografen immer wieder von
      Einem Bereich zum jeweils Anderen entwickeln werden.

      Ein Stillstand ist, nehme ich an, in absehbarer Zeit nicht zu erwarten.

      Eventuell werden neue Technologien aktuell werden und den Mainstream erfassen.

      Persönlich interessiert mich jetzt aber, welche speziellen interessen Du mit dieser sehr
      allgemein formulierten Frage ergründen möchtest.

      Kannst Du Deine Frage etwas näher erklären ?

      Hope it helps & lg Andreas

      Mich würde speziell interessieren welche Bereiche der Fotografie, da meine ich: Makrofotografie, Landschaftsfotografie, Architekturfotografie bzw. Porträtfotografie auf den Markt besser ankommt.
      oder kann man das nicht so differenzieren.

      mfg Erwin :verlegen: =O :rolleyes: :D
    • ich finde PIxels Kommentar wirklich gut. Um Pressefotografie würde ich dazu nur noch einen Punkt einfügen....
      Reuters und Associated Press, Agence France Presse, usw werden von Twitter oder Google ersetzt als Hauptfotoagenture der Welt.
      Pünktlich veröffentlicht gewinnt über Qualität, und Nokia oder iPhone wird Kamera der Pressefotografie der Zukunft :(
    • Hallo Erwin,
      vielen Dank für Dein Kompliment.
      Ich finde meine Galerie noch stark verbesserungswürdig. Daran zu arbeiten ist ja das Schöne! :)
      Die Nacktfotos sind natürlich nicht ganz ernst gemeint. Dennoch kannst Du auf f.at gut beobachten,
      wie häufig (sogar schlechte) Nacktfotos in kurzer Zeit angeklickt werden und kaum Kommentare bekommen. ;)

      lg
      Stefan

      @corvi:
      Du hast mich durchschaut! Oder vielleicht will ich ja, aber die Models wollen nicht so recht... ;)
    • erwin2509 schrieb:


      Mich würde speziell interessieren welche Bereiche der Fotografie, da meine ich: Makrofotografie, Landschaftsfotografie, Architekturfotografie bzw. Porträtfotografie auf den Markt besser ankommt.
      oder kann man das nicht so differenzieren.


      Meine Vorhersage: Auch in Zukunft wird sich in keinem dieser Bereiche wirklich Geld machen lassen. Vielleicht solltest du einfach mal so zum Spass fotografieren ohne ständig dran zu denken, wie du damit was verdienen könntest (das wird nämlich höchstwahrscheinlich nicht passieren), oder was den Leuten am ehesten gefallen wird.
    • Aha - ich denke jetzt ist es an der Zeit zu definieren was Du unter "Markt" verstehst.

      Der Freie Markt hier im Forum - Gewissermaßen der Galeriemarkt hier ...

      oder eher so in Richtung Mikro-Stock-Fotografie.

      Kunstfotografie könnte man auch als Markt sehen - mit einzelnen edlen Ausarbeitungen auf Metallätzung.

      Kalender werden auch noch gerne mit schönen Fotografien versehen.... als Kalendermarkt...

      Also welchen Markt meinst Du hier ?

      lg Andreas
    • Wäre interessant was ein echter Zukunftsforscher (z.B. Horx) zu diesem Thema zu sagen hätte. Schauen wir aber ganz einfach einmal an, welche Trends die Fotografie in der Gegewart kennzeichnen:
      • Fotografie ist kein Werkzeug einer elitären Gruppe, sondern ein Massenphänomen
      • Die analoge Zeit ist (nicht nur in der Fotografie) vorbei, die Welt ist immer mehr digital
      • Früher extrem teure und unerschwingliche Produkte sind jetzt für eine breite Anwenderschicht leistbar
      • Geräte werden immer kleiner und leicher, sind immer und überall mit dabei
      • Geräte sind immer online
      • Bewegte Bilder ersetzen statische Fotografie
      • Ein Bild alleine reicht nicht mehr, vernetzte Zusatzinformationen sind gefragt (augmented reality)
      • Anwender vernetzen sich untereinander und mit Unternehmen (facebook, twitter & co)
      • Private werden zu Informationslieferanten für die weite Welt
      • Die Masse steigt, die Qualität einzelner Werke sinkt
      Und last but not least:
      • Bisher hochgehaltene Rechte (z.B. Urheberrecht, Personenrechte, ...) werden immer mehr außer Kraft gesetzt bzw. kollektiv ignoriert
      Werfen wir diese Dinge auf die Waagschale der Zukunft, dann sehen wir wohin der Weg gehen wird.

      LG,
      Gerhard

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