Wie vor einigen Wochen angekündigt hier meine Erfahrung zum Verkauf eigener Fotokalender:
Ich hatte zwei Kalender mit Infrarotaufnahmen in gemäßigtem Panoramaformat (einer quer, einer hoch), beide im Format DIN A3. Beide Kalender hatten rein regionale Motive, der eine von Tübingen (ca. 80.000 Einwohner) und der andere von Rottenburg am Neckar (Kernstadt ca. 20.000 Einwohner).
Vertrieb:
Erste zu überwindende Schwelle war es, Geschäfte zu finden, die den Kalender zu akzeptablen Konditionen abnehmen würden. Konkret heißt das, man muß aushandeln, daß möglichst viele Kalender verbindlich abgenommen werden und nicht nur auf Kommission. Es hat sich gezeigt, daß mehr als 1:1 kaum zu erzielen ist (soll heißen: auf jeden fest abgenommenen Kalender gibt es einen auf Kommission dazu). Damit ist Vorsicht geboten, denn das Risiko verteilt sich ja nicht 1:1, sondern zuerst werden natürlich die verkauft, die der Laden schon bezahlt hat weil fest abgenommen, und was vom Rest übrig bleibt, darauf bleibt man sitzen!
Welche Geschäfte man anspricht, ist natürlich der eigenen Auswahl überlassen (in Tübingen habe ich den Kalender letzten Endes über den Verkehrsverein und über Buchhandel und Schreibwarenläden angeboten, in Rottenburg über Fotoladen). Einerseits liegt auf der Hand, je mehr präsent, umso besser, aber man darf nicht übersehen, daß das auch einen ganz ordentlichen Aufwand bedeutet, immer wieder reihum zu marschieren und nachzufragen, wo wieder zwei oder drei Kalender gebraucht werden. Wenn man Größeres vor hat, ist zur Reduzierung des Risikos auch nötig, daß man immer nur kleine Stückzahlen abgibt und drauf achtet, wo die Nachfrage am besten ist. Die sollte man natürlich bevorzugt versorgen und evtl. von der Kommissionsware bei anderen Läden, wo es nicht richtig vorwärts gehen will, wieder was abziehen.
Das bedeutet, wenn man den Aufwand nicht scheut und einen ansehnlichen Kalender mit Regionalmotiven hat, wird man schon was los. Wenn man aber die Zeit rechnet, tut man besser dran, sich auf einige wenige Abnehmer zu beschränken und ungefähr alle 3 Wochen durch Telefon-Rundruf abzufragen, wo wieder Bedarf besteht.
Tourismus:
Auch wenn mein Vergleich zwischen Rottenburg und Tübingen nicht repräsentativ ist, hab ich aber festgestellt, daß eine weitgehend "normale" Stadt von der Größe Rottenburgs (die sogar etliche Sehenswürdigkeiten hat) definitiv zu klein ist, um auf dem Weg, wie ich es probiert hab, den Vertrieb hinzukriegen. Der Sprung zwischen Rottenburg und Tübingen ist wesetlich größer als nur der Faktor 4 bei der Einwohnerzahl erwarten lassen würde. Ich würde sagen, daß Tübingen am unteren Limit steht, wo die Sache überhaupt ein bißchen Sinn machen kann.
Das Preisproblem:
Im Digitaldruck kann so ein Kalender preislich nicht mit per Offsetdruck hergestellten gleich großen Kalendern konkurrieren. Man ist deshalb gezwungen, wenigstens eine gewisse Mindestmenge drucken zu lassen (bei meiner Quelle sind das 10 oder besser 25 Stück), um in die Rabattstaffel rein zu kommen. Dann will man ja auch was verdienen - das gibt dann den Einkaufspreis des Ladens, wo man den Kalender anbieten will. Und dieser Laden will ja auch was. Normale Marge im Buchhandel sind 30% Aufschlag auf den EK. Wenn man was hat, das kein Ramsch ist und dem Ladeninhaber selber gefällt, kann man diese Rate auf 20% drücken. Zu nieder ist aber auch nicht gut, denn der Händler soll ja dran interessiert sein, den Kalender zu verkaufen. Idealerweise sollte der im Schaufenster oder wenigstens in Sichtweite der Kasse hängen.
Apropos hängen: Die Leute wollen den Kalender angucken, blättern ihn also durch, und wenn das viele machen, wird er davon sicher nicht gerade besser. Das heißt, man sollte ein Belegexemplar dazu geben, denn wenn nur in Folie eingeschweißte Kalender da liegen, kauft das fast keiner. Und jedes der Belegexemplare kostet halt auch die normalen Druckkosten, die man wieder umlegen muß...
Ich hab als End-Verkaufspreis dann schließlich 29,- Euro festgelegt. Damit hat man das Problem, daß man mit einem A3-Kalender auf dem Preislevel eines Offset-A2-Kalenders liegt bzw. in A3 mit Offset-Kalendern konkurriert, die mindestens 10 Euro billiger sind. Und die eigene Gewinnspanne ist dazu hin immer noch eher bescheiden. Da sollte man sich keine Illusionen machen!
Marktanalyse nicht vergessen:
Tübingen war insofern ganz gut, weil es von dieser Stadt kein Konkurrenzprodukt gab (nur schlechte und sehr kleine). Wenn man was Gutes hat, muß man sicher nicht gleich zusammen zucken, wenn noch was Anderes auftaucht, aber man muß natürlich auch bedenken, daß die breite Masse sich eher in Richtung schön bunter Postkartenmotive orientiert! Je ausgefallener, umso begrenzter ist die Zielgruppe, die man anspricht.
Termin:
Ich war natürlich viel zu spät dran! Teilweise konnte ich nicht dafür (weil ja meine ganze Fotoausrüstung geklaut wurde), aber wirklich nur teilweise. Man darf nicht erst im fortgeschrittenen Herbst kommen, sondern die einschlägigen Geschäfte tätigen ihre Bestellungen bereits im Mai und Juni. Zu diesem Zeitpunkt hat man also eine reelle Chance, mehr feste Abnahmen zu kriegen, und weil man dann mehr drucken lassen kann, ist auch noch mal ein günstigerer Druckpreis zu kriegen.
Womit wir schon beim nächsten Problem wären: Die Druckkosten fallen gleich nach Auftragserteilung an. Man ist da ganz schnell bei einem 4stelligen Betrag! Wenn man es geschickt anstellt, kriegt man ca. 2/3 ziemlich schnell wieder rein, aber der Rest drückt einen auf dem Konto noch eine ganze Weile (wegen Kommission usw.). Falls dafür sogar Überzugszinsen anfallen, sollte man die Finger weg lassen, denn das frißt dann ja wieder einen Teil des Gewinns auf, der eh schon knapp kalkuliert ist.
Resümee:
Insgesamt hab ich 35 Kalender drucken lassen. Ein paar gingen für den Eigenbedarf weg, der Rest kam in den Verkauf. Bis auf 4 Stück sind alle weg gegangen. Verlust ist damit also keiner entstanden, aber der Gewinn war auch nicht viel höher, als daß mich meine privat verschenkten Kalender nix gekostet haben (okay, ein paar Euros sind drüber raus auch noch geblieben - ganz genau hab ich noch nicht nachgerechnet). Als Testlauf, bei dem ich eine Menge Erfahrung sammeln konnte, war es also in Ordnung. Ich hab auch vor, diese Erfahrung für das nächste Jahr zu nutzen und einen zweiten Probelauf zu machen mit dem Ziel, ohne großes eigenes Risiko mit überschaubarem Zeitaufwand einen Gewinn zu erzielen, der mehr als nur reines Vergnügen ist. Es interessiert mich einfach der Test, auf was man unterm Strich kommen kann, wenn man alle kleinen Fehler vermeidet.
Spaß gemacht hat die ganze Sache aber auch dieses Mal schon, sonst würd ich das nicht mehr machen. Es ist einfach ein feines gefühl, sowas in den Händen zu halten, mit dem man selber rundrum zufrieden ist.
Ich hatte zwei Kalender mit Infrarotaufnahmen in gemäßigtem Panoramaformat (einer quer, einer hoch), beide im Format DIN A3. Beide Kalender hatten rein regionale Motive, der eine von Tübingen (ca. 80.000 Einwohner) und der andere von Rottenburg am Neckar (Kernstadt ca. 20.000 Einwohner).
Vertrieb:
Erste zu überwindende Schwelle war es, Geschäfte zu finden, die den Kalender zu akzeptablen Konditionen abnehmen würden. Konkret heißt das, man muß aushandeln, daß möglichst viele Kalender verbindlich abgenommen werden und nicht nur auf Kommission. Es hat sich gezeigt, daß mehr als 1:1 kaum zu erzielen ist (soll heißen: auf jeden fest abgenommenen Kalender gibt es einen auf Kommission dazu). Damit ist Vorsicht geboten, denn das Risiko verteilt sich ja nicht 1:1, sondern zuerst werden natürlich die verkauft, die der Laden schon bezahlt hat weil fest abgenommen, und was vom Rest übrig bleibt, darauf bleibt man sitzen!
Welche Geschäfte man anspricht, ist natürlich der eigenen Auswahl überlassen (in Tübingen habe ich den Kalender letzten Endes über den Verkehrsverein und über Buchhandel und Schreibwarenläden angeboten, in Rottenburg über Fotoladen). Einerseits liegt auf der Hand, je mehr präsent, umso besser, aber man darf nicht übersehen, daß das auch einen ganz ordentlichen Aufwand bedeutet, immer wieder reihum zu marschieren und nachzufragen, wo wieder zwei oder drei Kalender gebraucht werden. Wenn man Größeres vor hat, ist zur Reduzierung des Risikos auch nötig, daß man immer nur kleine Stückzahlen abgibt und drauf achtet, wo die Nachfrage am besten ist. Die sollte man natürlich bevorzugt versorgen und evtl. von der Kommissionsware bei anderen Läden, wo es nicht richtig vorwärts gehen will, wieder was abziehen.
Das bedeutet, wenn man den Aufwand nicht scheut und einen ansehnlichen Kalender mit Regionalmotiven hat, wird man schon was los. Wenn man aber die Zeit rechnet, tut man besser dran, sich auf einige wenige Abnehmer zu beschränken und ungefähr alle 3 Wochen durch Telefon-Rundruf abzufragen, wo wieder Bedarf besteht.
Tourismus:
Auch wenn mein Vergleich zwischen Rottenburg und Tübingen nicht repräsentativ ist, hab ich aber festgestellt, daß eine weitgehend "normale" Stadt von der Größe Rottenburgs (die sogar etliche Sehenswürdigkeiten hat) definitiv zu klein ist, um auf dem Weg, wie ich es probiert hab, den Vertrieb hinzukriegen. Der Sprung zwischen Rottenburg und Tübingen ist wesetlich größer als nur der Faktor 4 bei der Einwohnerzahl erwarten lassen würde. Ich würde sagen, daß Tübingen am unteren Limit steht, wo die Sache überhaupt ein bißchen Sinn machen kann.
Das Preisproblem:
Im Digitaldruck kann so ein Kalender preislich nicht mit per Offsetdruck hergestellten gleich großen Kalendern konkurrieren. Man ist deshalb gezwungen, wenigstens eine gewisse Mindestmenge drucken zu lassen (bei meiner Quelle sind das 10 oder besser 25 Stück), um in die Rabattstaffel rein zu kommen. Dann will man ja auch was verdienen - das gibt dann den Einkaufspreis des Ladens, wo man den Kalender anbieten will. Und dieser Laden will ja auch was. Normale Marge im Buchhandel sind 30% Aufschlag auf den EK. Wenn man was hat, das kein Ramsch ist und dem Ladeninhaber selber gefällt, kann man diese Rate auf 20% drücken. Zu nieder ist aber auch nicht gut, denn der Händler soll ja dran interessiert sein, den Kalender zu verkaufen. Idealerweise sollte der im Schaufenster oder wenigstens in Sichtweite der Kasse hängen.
Apropos hängen: Die Leute wollen den Kalender angucken, blättern ihn also durch, und wenn das viele machen, wird er davon sicher nicht gerade besser. Das heißt, man sollte ein Belegexemplar dazu geben, denn wenn nur in Folie eingeschweißte Kalender da liegen, kauft das fast keiner. Und jedes der Belegexemplare kostet halt auch die normalen Druckkosten, die man wieder umlegen muß...
Ich hab als End-Verkaufspreis dann schließlich 29,- Euro festgelegt. Damit hat man das Problem, daß man mit einem A3-Kalender auf dem Preislevel eines Offset-A2-Kalenders liegt bzw. in A3 mit Offset-Kalendern konkurriert, die mindestens 10 Euro billiger sind. Und die eigene Gewinnspanne ist dazu hin immer noch eher bescheiden. Da sollte man sich keine Illusionen machen!
Marktanalyse nicht vergessen:
Tübingen war insofern ganz gut, weil es von dieser Stadt kein Konkurrenzprodukt gab (nur schlechte und sehr kleine). Wenn man was Gutes hat, muß man sicher nicht gleich zusammen zucken, wenn noch was Anderes auftaucht, aber man muß natürlich auch bedenken, daß die breite Masse sich eher in Richtung schön bunter Postkartenmotive orientiert! Je ausgefallener, umso begrenzter ist die Zielgruppe, die man anspricht.
Termin:
Ich war natürlich viel zu spät dran! Teilweise konnte ich nicht dafür (weil ja meine ganze Fotoausrüstung geklaut wurde), aber wirklich nur teilweise. Man darf nicht erst im fortgeschrittenen Herbst kommen, sondern die einschlägigen Geschäfte tätigen ihre Bestellungen bereits im Mai und Juni. Zu diesem Zeitpunkt hat man also eine reelle Chance, mehr feste Abnahmen zu kriegen, und weil man dann mehr drucken lassen kann, ist auch noch mal ein günstigerer Druckpreis zu kriegen.
Womit wir schon beim nächsten Problem wären: Die Druckkosten fallen gleich nach Auftragserteilung an. Man ist da ganz schnell bei einem 4stelligen Betrag! Wenn man es geschickt anstellt, kriegt man ca. 2/3 ziemlich schnell wieder rein, aber der Rest drückt einen auf dem Konto noch eine ganze Weile (wegen Kommission usw.). Falls dafür sogar Überzugszinsen anfallen, sollte man die Finger weg lassen, denn das frißt dann ja wieder einen Teil des Gewinns auf, der eh schon knapp kalkuliert ist.
Resümee:
Insgesamt hab ich 35 Kalender drucken lassen. Ein paar gingen für den Eigenbedarf weg, der Rest kam in den Verkauf. Bis auf 4 Stück sind alle weg gegangen. Verlust ist damit also keiner entstanden, aber der Gewinn war auch nicht viel höher, als daß mich meine privat verschenkten Kalender nix gekostet haben (okay, ein paar Euros sind drüber raus auch noch geblieben - ganz genau hab ich noch nicht nachgerechnet). Als Testlauf, bei dem ich eine Menge Erfahrung sammeln konnte, war es also in Ordnung. Ich hab auch vor, diese Erfahrung für das nächste Jahr zu nutzen und einen zweiten Probelauf zu machen mit dem Ziel, ohne großes eigenes Risiko mit überschaubarem Zeitaufwand einen Gewinn zu erzielen, der mehr als nur reines Vergnügen ist. Es interessiert mich einfach der Test, auf was man unterm Strich kommen kann, wenn man alle kleinen Fehler vermeidet.
Spaß gemacht hat die ganze Sache aber auch dieses Mal schon, sonst würd ich das nicht mehr machen. Es ist einfach ein feines gefühl, sowas in den Händen zu halten, mit dem man selber rundrum zufrieden ist.
