Bevor ich dich küsse

Bevor ich dich küsse.

Manche sagen, sie sei aus dem Lavastaub gestiegen – wild und nackt wie ein erster Gedanke. Heiß, wie der Stein neben ihr.
In ihrem Haar lebten Vögel, die keine Namen hatten.
Ihr Körper war eine Landschaft, auf der sich Erinnerungen niederließen wie Asche – leicht, grau und bedeutungsvoll.

„Wenn du mich fotografierst, dann so, dass man sieht, dass ich nicht mehr kämpfe“, sagte sie.
„Ich war mal brav. Eine kurze Zeit. Ich hab’s versucht. Aber mein Körper hat geschrien.“
Dann sah sie mich an –
wie man jemanden ansieht, der gleich etwas verlieren wird.
„Mach das Bild, bevor ich’s mir anders überlege.
Oder bevor ich dich küsse.
Oder bevor ich einfach gehe.“

Ich drückte ab.
Und sie blieb.
Und sie küsste mich.

Mein Dank für das heutige Bild geht an Brigitte