Fokusebene

    • Fokusebene

      Vor kurzem hatte ich eine angeregte Diskussion zum Thema Fokus. Dabei ist die Frage aufgetaucht, ob beim Spot-Fokus durch das nachträgliche Verschwenken, um den Bildausschnitt zu ändern sich auch der Fokus verschiebt.

      Dazu ein theoretisches Konstrukt. Ich nehme ein Panorama auf bei dem ich nahezu "keine" Tiefenschärfe habe, sagen wir plus-minus ein, zwei Meter (klar fotografisch Blödsinn). Das Motiv ist in der Mitte ein Haus das an einem geraden Weg steht. Der Weg ist exakt im rechten Winkel zu meiner Blickrichtung auf das Haus. Auf der anderen Seite des Weges, also von mir aus gesehen vor dem Haus und dem Weg ist ein Teich angelegt. Das Ufer ist ein exakter Kreisbogen mit dem Radius meiner Entfernung zu diesem Ufer. Wenn ich nun auf den Weg fokussiere, Ufer und Hausfassade sind gerade noch scharf, ist dann ein Baum scharf abgebildet der am Bildrand so wie das Haus neben dem Weg steht, oder ein Boot, das am Bildrand am Ufer des Teiches liegt?
      Liegt also am Bildrand der Fokus "parallel" zum Haus weiter weg von meiner Linse oder in exakt der selben Distanz die ich zum Haus habe? Letzteres erscheint mir physikalisch nach den Gesetzen der Optik stimmig. Dann müssten wir aber von einer Schärfenkrümmungsfläche sprechen, und nicht von einer Schärfeebene. Klar, im Sprachgebraucht ist das wieder zu kompliziert.

      Wenn allerdings das mit der Krümmungsfläche entsprechend einer Kugeloberfläche mit der Kamera als Mittelpunkt richtig ist, dann ergibt sich keine Verschiebung der "Schärfeebene" beim Verschwenken nach dem Fokussieren. Also geometrisch nicht. Wenn ich vor/zurück schwanke natürlich schon. Also es bleibt eine motorische Ungenauigkeit des Fotografen, aber keine fotooptische Veränderung.

      Okay, als Text vielleicht etwas schwierig nachzuvollziehen - ich hab eine einfache Skizze gemacht, worum es geht.
      Bilder
      • fokus.jpg

        2 mal angesehen
    • lumenesca schrieb:

      Ist gar nich kompliziert. Die Schärfeebene ist einfach eine Ebene.
      In der idealisierten Theorie schon, in der realen Praxis hat jedes Objektiv ‚Field Curvature‘.

      Vom oben verlinkten Suchergebnis ist das vielleicht der Artikel, mit dem man beginnen sollte; Roger beginnt hier mit den bekannten MTF Charts und erweitert diese zu ‚Field Of Focus‘, um eben zu den Charakteristiken der Objektive zu kommen:

      [Links sind nur für Registrierte Benutzer sichtbar]

      Fazit: Wenn man es genau nimmt, muss man seine Objektive kennen, und da der TO fragte, vermute ich, er nimmt es genau.

      Natürlich muss es nicht jeder genau wissen wollen, das ist auch ok.
    • lumenesca schrieb:

      Off-topic schrieb:

      Wenn man es genau nimmt, muss man seine Objektive kennen
      Da gebe ich dir grundsätzlich recht. Nur bezweifle ich, dass es viele Fotografen gibt, die dafür optische Messgeräte zu Rate ziehen.
      Genau das schreibt Roger auch in
      [Links sind nur für Registrierte Benutzer sichtbar] : You don’t need a bunch of fancy laboratory equipment to determine these characteristics.

      Auszug:

      What it really means is there is the performance that can be wrung out of a lens if you really, really know your lens. Know where in the image it works best and where it works worst and plan your photographs accordingly. And that, my friends, is one of the things that separates great photographers from good ones.

      You don’t need a bunch of fancy laboratory equipment to determine these characteristics. Shooting a few carefully framed shots, with or without using something like a Photoshop Find Edges filter, will show you what you need to know about each lens you carry.
    • Das ist genau das, was mich weiter bringt. Wenn ich mangelnde Bildqualität feststelle, ohne drauf zu kommen, was mein Fehler bei der Aufnahme des Bildes war, dann probiere ich immer wieder mal mit meinen Objektiven irgendwelche experimentellen pics oder improvisierte Wohnzimmertestanordnungen, um auf Eigenheiten meines Equipments drauf zu kommen.
      Mit solchen Erläuterungen und Diagrammen im Hinterkopf ist es einfacher die Ergebnisse zu verstehen, und meine Objektive wirklich intuitiv zu charakterisieren ohne Labormessungen.

      Beispielsweise hab ich bei meinem 50mm F1.4 ich erst mit der Zeit begriffen, dass es bei kürzeren Fokusdistanzen zu einem Backfokus neigt. Anfangs dachte ich lange, mit so einer großen Blende muss man erst umgehen lernen. Das stimmt auch, aber dieses gute Stück hatte mir mit dieser entfernungsabhängigen Eigenschaft schon ein kleines Knobelstück aufgegeben. Also hab ich an der Kamera eine mittlere Korrektur eingestellt und den Rest kann ich bei kurzen Dstanzen inzwischen ganz gut ausgleichen, wenn es schnell gehen muss. Wenn es perfekt sein soll - manuell fokussieren.

      Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass nur die wenigsten technischen "Fehler" wirklich solche sind, sondern eher technische Details die man nicht kennt oder versteht und darum zu fehlerhaften Ergebnissen führen. Zumindest bei meinen "Altgläsern" - ich bin ein Fan von Objektiven der 1980er und 90er bis knapp über den Jahrtausendwechsel hinweg.

      Mit den Diagrammen die man unter obigem Link sieht, bekommt das Thema Schärfeabfall zum Bildrand hin auch noch eine weitere Komponente. Es mischt sich als die optisch bedingte abnehmende Auflösung zum Rand hin mit der Schärfegeometrie (von einer Ebene kann man ja wirklich nicht mehr sprechen) eines Objektivs.
    • apart schrieb:

      Mit solchen Erläuterungen und Diagrammen im Hinterkopf ist es einfacher die Ergebnisse zu verstehen, und meine Objektive wirklich intuitiv zu charakterisieren ohne Labormessungen.
      Ich denke auch, dass das den Vorgang beschleunigt, wenn es einem liegt, sich solch einem Thema auch technisch nähern zu können; das darf jeder so machen, wie er sich leichter tut.

      Der gute Roger ist sowas wie ein Anti-Ken: Stets auf der Suche nach Fakten, methodisch, erst dann fundierte Schlüsse ziehend; nicht so ‚opinionated‘ wie Mr Rockwell, wobei: Witzig sind beide :)

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