Billard-Portrait

    • also die Geschichte ist zwei Frauen machen Pause vom Billardspiel, trinken und schauen was sonst so passiert. soweit so gut.

      Gut finde ich die Damen, ihre Outfits, das knackige Licht, die Körperhaltung - auch wenn die schwarze Dame etwas verkrampft versucht nicht vom Tisch zu rutschen. Ihr linkes Bein ist wohl um ein paar Zentimeter zu kurz. Könnte man was unterlegen.

      was mich stört:

      Die Blickachsen der Damen sind nicht aufs selbe Ziel gerichtet, das irritiert.

      Der Hintergrund ist teilweise extrem unruhig - der halbe Kopf, der Jackenhaufen, die gleissenden Lichter an der Wand.

      Für meinen Geschmack zuviele Überschneidungen und anstossende Kanten und Ecken zwischen den Personen und dem Hintergrund. zB beide Schultern und die Stirn der roten Dame. Billard-Queue der schwarzen Dame und die Lampe. Was auch immer die weisse Linie hinter ihrer Hand ist. Der Queue unter ihrem Ellbogen, der direkt ins Glas fällt. Das sind alles Linien, die mit dem Motiv konkurrieren.

      Und die Bewegungsunschärfe bzw den optischen Verreisser rechts - Lensbaby? - verstehe ich nicht.
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      vorerst nur: Danke!

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      Wow, zu den paar Details die mir selbst missfallen so viele Aspekte auf die ich noch achten hätte können/sollen. Danke für die ausführliche Beschäftigung mit diesem Foto.

      Ich möchte mich erst etwas später selbst zum Foto äußern etwa technischen Details oder wie es entstanden ist und eventuelle weitere Rückmeldungen nicht beeinflussen.
    • Ohne die Kommentare der Vorschreiber gelesen zu haben:

      Der erste Eindruck war, das Bild ist flau, zu wenig Kontrast. Der seltsame Weichwischeffekt ist verzichtbar, gibt keinen Sinn.

      Was mit gefällt ist die Verbindung der Blickrichtung der Damen mit den trichterförmigen Linien des Billardtisches und dem Kantenverlauf der Decke im Hintergrund. Irgendeine Geschichte ist da, eine Art Geheimnis. Allerdings mit dem Risiko, dass Beide "aus dem Bild raus" schauen. Wäre der rechte Rand dunkler, würde das eine Art Begrenzung geben.

      Stören tun hingegen einige Details, etwa der Halbkopf, das viele Gewand, die Gläser. Und was mit besonders fehlt ist ein Fokus auf die Modelle, also ein gezieltes Licht, oder zumindest ein Spitzlicht. Es ist alles zu gleichmäßig belichtet, wenngleich die Lampen alle überstrahlt sind. Die Lampen ganz links hätte man leicht wegschneiden können, dann wäre rechts auch noch mehr Raum geblieben.

      Bei der linken Dame in Schwarz ragt ein weißer Strich aus den Fingern heraus. Schaut aus wie eine Zigarette, ist aber keine (eher eine Spiegelung ?). Vom Ellbogen geht auch ein Strich nach unten.

      Die Dame in Rot würde ohne das schwarze Halsband noch femininer wirken, finde ich.

      Ach ja, und vielleicht das nächste mal die Kleider vorher bügeln, oder erst am Set anziehen ;)
    • Von fragend über ganzheitlich, extrem detailorientiert bis zu echt lustig ist ja echt alles dabei. Mit den beiden Damen mache ich immer wieder gerne Aufnahmen, Trautmann ist mir dabei noch nicht über den Weg gelaufen. ;)

      Zu der einen oder anderen Bemerkung könnte ich nun rechtfertigend begründen... Schnappschuss aus der Situation heraus von wegen halber Kopf im Hitergrund, Jackenhaufen etc., oder es einfach lassen, weil alles stimmt. Zu hinterfragen ist für mich selbst, ob "mein Stil" eher der ist (bleiben soll), Momente einzufangen oder mich weiter zu entwickeln eine perfekte Bildkomposition zu "konstruieren" UND ob dies für mich eine Weiterentwicklung darstellt, oder eine Wegentwicklung von dem was eben "meins" ist.
      Danke für den Anstoß zu diesem Denkprozess den ich in mir selbst noch abzuarbeiten habe.

      Eine gewisse Klarheit bzw. sogar Bestätigung habe ich dahingehend erlangt, dass eine technische Analyse des Fotos zu recht einheitlichen Aussagen führt, eine inhaltliche Betrachtung zu extrem divergierende Rückmeldungen oder Eindrücken.

      So kann ein Halsband, das für mich einfach ein Accessoire ist, für Betrachter der einr Sexualisierung andeuten.
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      Danke für diese Perspektive, die ich nicht erwogen hätte, welche Wirkung dieses Bild erzeugen könnte.

      Worum es mir bei der Entstehung dieses Fotos wirklich ging war ein Weichzeichnerexperiment.
      Ich mag es mit der Hardware herum zu probieren und teilweise auch Dinge zu probieren, mit deren scheitern ich zwar rechne, aber ich will es einfach wissen.
      Fotos die generell soft sind, entsprechen nicht dem was mir gefällt. Solche Effekte nachträglich mittels Bildbearbeitung zu erzeugen, also "Computerspielen" ist wie Sudoku lösen - es ist mit mehr oder weniger großem Aufwand lösbar.

      Abgeleitet von der Funktionsweise eines STF-Objektives, habe ich auf einem "Altglas" von Minolta herum geschmiert. Angefangen mit Lippenbalsam, Uhu-Stick und schließlich einem eingefetteten Tuch (Schweineschmalz hat den feinsten und gleichmäßigsten Schmierfilm auf dem Glas erzeugt.) habe ich die Frontlinse vom Rand nach innen mit einem partiellen "Softfilter" versehen. Durch formatfüllendes Abbilden von Millimeterpapier mit den verschiedensten Formen und Größen dieses aufgeschmieren Filters kam ich zu dem Ergebnis, dass mir ein gerundetes Rechteck mir 20x30mm klaren Glases in der Mitte als gutes Verhältnis erschien.

      Es ist mir immer noch zu grob, und anstatt soft eher zu "verschleiert" in der Darstellung, aber als Versuch einer Hardwarelösung nicht vollkommen zu verwerfen.

      Danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben, sich mit meinem Foto so intensiv auseinanderzusetzen und mir hinsichtlich Bildanalyse wirklich viel gegeben haben.
      Bilder
      • IMG_4645.jpg

        8 mal angesehen
    • Hab ich auch angedacht, ABER...
      1. Das Objektiv verwende ich ohnehin nicht mehr und wenn dieses Experiment dazu führt dass ich es hin und wieder für 70er Jahre-Stil Fotos verwende, soll es recht sein.
      2. Hatte ich gerade keinen 62mm Filter zuhause und hätte einen solchen kaufen müssen.
      3. Wenn ich schon einen Filter kaufe, wären 2 Stk. besser, dann kann ich einen anschmieren und wenn es klappt den zweiten als Schutz, damit das mühevoll gleichmäßig geschmierte nicht verschmiert wird.
      4. Wenn es nichts wird, hätte ich umsonst (aber nicht gratis) 2 Filter gekauft.
      5. Kam ich zu dem Schluss, ich probier es direkt auf der Frontlinse aus und wenn es was wird, kommt danach ein Filter drüber.
    • Mir kommts nicht flau vor sondern eher natürlich.
      Was mir aufs erste Hinsehen auffällt:

      - Hintergrund zu scharf
      - der Queue hört oben genau bei der Lampe auf und hebt sich zuwenig ab
      - die aufgestützte Hand der Dame in rot wirkt etwas zu gespannt/verkrampft beim Handgelenk => Hände die sich abstützen nicht wirklich abstützen lassen, das führt zu Falten o.ä - gilt auch für Beine usw usw.
      - das rote Kleidchen vorher bügeln oder nicht zerknittern
      - bei der Dame in schwarz die hinteren Haare etwas ordnen damit sie nicht in die Höhe stehen
      - die Gläser so in die Hand nehmen, daß der kleine Finger nicht drunter verschwindet . . .

      Außer es ist ein Schnappschuß, dann laß ich oben geschriebenes gelten ;)
    • apart schrieb:

      Schnappschuss aus der Situation heraus
      Es ist ja völlig offensichtlich, daß es eben KEIN schnappschuß ist, wie man sieht:

      apart schrieb:

      Mit den beiden Damen mache ich immer wieder gerne Aufnahmen
      Also, wenn inszenieren, dann konsequent. Woraus sich gleich die erste Frage ergibt: Was will ich denn überhaupt zeigen? bzw. Was soll der Betrachter sehen? Die Ansicht, daß jeder sehen soll, was er eben mag, hat sicher etwas für sich, aber andererseits müßte ich sonst mit dem Inszenieren erst gar nicht anfangen.

      Dazu gehört dann die Kontrolle, was da alles aus Köpfen und Fingern wächst, aber auch zb die Kleidung. Warum trägt die Frau das in der Situation? Natürlich färbt das die Aussage des Bildes und darf daher nicht dem Zufall überlassen bleiben.
      Es ist vermutlich das Reizvolle an dieser Herangehensweise an Fotografie, mit Klischees und Erwartungshaltungen zu spielen. Keiner ist frei davon, sonst wären wir ja auch nicht in der Lage, eine soziale Situation zu interpretieren.

      LG Ralph
    • Ich habe lange überlegt, ob ich noch etwas ergänzen soll bzw. möchte oder nicht.
      Für wertvolle Anmerkungen bin ich immer dankbar und diese können Anlass sein weiter zu diskutieren, aber keinesfalls für Rechtfertigungen. Darum hole ich nun etwas weiter aus, um die Art des Bildes samt seiner Entstehung zu offenbaren (nicht zu begründen oder zu rechtfertigen). Dies soll Gelegenheit bieten vielleicht gar nicht mehr konkret über dieses Foto, sondern generell zu diskutieren, Sichtweisen zu äußern, welche Momente es wert sind festgehalten zu werden weil vieles passt - oder doch nicht, weil zu vieles nicht passt.

      Schnappschuss oder nicht...???

      Was ist ein Schnappschuss?
      Wir waren an dem Abend gemeinsam in dem Billardcafé und ich wollte einige bestimmte Einstellungen probieren. Nachdem meine Vorhaben erledigt waren, hatten die beiden Damen Gelegenheit ihre Wünsche umgesetzt zu bekommen, wie sie sich bildlich gerne in Szene gesetzt sehen würden. Als wir damit auch durch waren, habe ich noch mein experimental-Objektiv (siehe Diskussion) montiert und ein paar Portraits gemacht. Etwas später - diese Linse war noch drauf und die Kamera nicht weggepackt - sind sind die beiden Damen an der Kante des Tisches gesessen und haben angestoßen. Mir hat der Moment gefallen und ich hab die Kamera gezückt. Die zwei natürlich in Laune eines Fotoabends, haben sich sofort ein wenig in Pose gerückt und ich hab ... nach etwas zögern ... abgedrückt.
      Zögern, um die vier Herren an den Beiden TIschen im Hintergrund hinter den Damen, der Säule und Zwischenwand verschwinden zu lassen (bis auf den mit dem halben Kopf der einfach zu groß war).

      Die Beiden am Foto hatten für einen echten Schnappschuss also zu viel Zeit eine Pose einzunehmen und ich zu viel mit berücksichtigt was noch wie am Foto ist oder eben nicht sein sollte. Für ein inszeniertes Foto ist es viel zu spontan aus der Situation heraus entstanden.

      Was für eine Art Foto ist es jetzt wirklich?

      Ralph hat auf die Bedeutung der Inszenierung hingewiesen.
      Was wir mit Bildern bewirken wollen, können oder einfach nur mehr oder weniger versehentlich auslösen beruht auf dem Zusammenwirken von Emotionen, Erinnerungen, sozialisierten Denkweisen sowie Wertehaltungen von Betrachtern.

      Mein Religionslehrer in der Oberstufe zeigte uns immer wieder Dias und fast alles was darauf länglich war, waren für ihn Phallussymbole. (Gut, dass er hier nicht mit diskutiert, sonst hätte ich mich tatsächlich für den pornografischen Aspekt des Bildes rechtfertigen müssen.)

      Die Bildbearbeitung endet also erst im Kopf, wenn es angesehen wird. Und die Bandbreite dieses letzten Bearbeitungsschrittes ist unendlich.
    • apart schrieb:

      Mir hat der Moment gefallen
      Ist das Einzige was wirklich zählt.

      apart schrieb:

      Die Bildbearbeitung endet also erst im Kopf, wenn es angesehen wird.
      Vor einigen Jahren - wo man noch nicht so von der Masse an Bildern angeschrien wurde - kann ich das bejahen. Heute braucht ein Bild aber mehr um das Interesse zu wecken. Ich vergleiche das gerne mit der Bipa-Werbung. Voll brutaler Blitz. Eigentlich ein no-go, und weil es anders ist vielleicht nicht sehenswert, vielleicht nicht schön, aber anders und ist lange der Linie treu geblieben.
      Ich finde, das Wirken eines Fotografen kann sich auch in SEINER Linie und zur Treuheit derselben offenbaren.

      Dein Bild entlockt mir zwar keinerlei Emotionen (Tschuldigung) aber Deine Sicht auf die Dinge, Dein Herangehen an Deine Bilder im Kopf, Deine Experimentierlust, sie zeigen mir die Ernsthaftigkeit Deines Begehrens.

      Ich weiß für mich nur nicht ob ich Dich darin bestärken oder kritisieren soll. Für Dich muß nur klar sein, dass Du damit immer „anecken" wirst. Wenn Du durchhältst kann aber der Moment kommen wo man ein Foto sieht und weiß, dass es nur von Dir sein kann. Möglicherweise zählt dies viel mehr. Es kann aber durchaus auch voll in die Hosen gehen. Entscheidend ist - so glaube ich - die Ernsthaftigkeit!

      LG
      Valentin
    • Bei mir persönlich löst das Bild durchaus Emotionen aus. Ich fühle mich irgendwie in einen Film hineinversetzt, in einen Moment, in dem gerade noch alles gut ist und die beiden Damen den Abend genießen - doch dann betritt eine Person den Raum, die beide Damen kennen, aber nicht sonderlich mögen. Nun richtet sich ihr Blick auf diese Person und verfolgt aufmerksam deren Verhalten. Vor meinem geistigen Auge fühle ich mich durch das Bild in eine solche Filmszene hineinversetzt und ich kann mir gut ausdenken, wie gerade eine recht eingebildete Person den Raum betreten hat und nun unter Beobachtung steht.

      Die Farbkombination in dem Bild gefällt mir sehr gut, genau wie der Matt-Effekt. Auch die Kamera-Perspektive ist meines Erachtens treffend gewählt.

      Wenn ich überhaupt etwas kritisieren würde, dann würde ich mich anschließen was die Gläser und Jacken im Hintergrund sowie die leicht angestrengte Sitzposition der Dame auf der linken Seite angeht. Aber das ließe sich beim nächsten Mal ja leicht korrigieren.

      Insgesamt finde ich das Bild sehr stimmungsvoll. Weiter so!

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