Stein des Anstosses: das Gschäft mit den Filtern

    • Stein des Anstosses: das Gschäft mit den Filtern

      Ich ( Anfängerin) bin neu hier und verstehe wirklich nicht, wieso auf fotografie.at die Fotos so stark bearbeitet werden. Die Bildbearbeitung sollte doch nur bei einigen Fotos unterstützend verwendet und kleinere "Fehler" kaschiert werden. Nicht zur völligen Entfremdung führen.
      Die Welt besteht zwar aus intensiven Farben, aber hier sehe ich viele Aufnahmen, die mit der Realität nichts mehr gemein haben.
      Wenn jemand also so viel verändert, warum malt er nicht gleich ein expressionistisches Bild mit Pinsel und Farben?
      ( Fingermalerei geht auch ;-))

      In meinen Augen ist der Blick fürs Wesentliche viel wichtiger. Das einsetzten von Licht, kompositorischen Elementen und Un/Schärfe beeinflussen das Ergebnis genug, warum dann nach dem Auslösen noch so viel mit Photoshop herumdoktern...?
      Meine Frage an alle, die exzessive Bildbearbeitung verwenden: wärt ihr nicht zufriedener, wenn ihr schon beim Auslösen mit Können punkten würdet, als in Kenntnissen der Anwendung diverser Extremfilter?

      Anscheinend sind hier schon so manche mit Weichspüler behandelt, denn so viele likes, die es für diese übertriebenen Ergebnisse gibt,
      sind unglaublich.

      Ich weiß, dass ich mit diesem Beitrag nicht viele offenen Türen einrennen werde, aber ich finde, dass muss einmal gesagt werden.
      lg Gala
    • Gala schrieb:

      wieso auf fotografie.at die Fotos so stark bearbeitet werde
      Nicht nur auf der f.at, das ist auf jeder foto-orientierten Plattform so.

      Gala schrieb:

      Die Bildbearbeitung sollte doch nur bei einigen Fotos unterstützend verwendet und kleinere "Fehler" kaschiert werden.
      Naja, das ist deine persönliche Meinung. Jeder hat das Recht, seinen eigenen Weg zu gehen. Ich selber gehe auch nach der Devise "weniger ist mehr" aber ich akzeptiere es, wenn jemand ordentlich auf die Tube drückt. Gefallen muss mir das ja nicht.

      Gala schrieb:

      In meinen Augen ist der Blick fürs Wesentliche viel wichtiger.
      Genau das kann eine gute Bildbearbeitung unterstützen.

      Gala schrieb:

      warum malt er nicht gleich ein expressionistisches Bild mit Pinsel und Farben?
      Ganz einfach: weil er/sie das nicht kann.

      Ganz allgemein ist es halt einfacher und wesnetlich schneller, einen Filter z.B. jede Art von Hautunreinheit entfernen zu lassen. Gute Bildbearbeitung braucht viel(!) Zeit und die nehmen sich die meisten Leute halt nicht, das interessiert nicht. Das schnelle Ergebnis ist wichtiger. Schade, aber ist offenbar ein anhaltender Trend.
    • Wie gesagt ist das ja auch meine persönliche Meinung und ich möchte hier nicht rüberkommen, dass die Fotobearbeiter hier keine Berechtigung haben. Meine Bewunderung verdienen aber mehr die, die eben fotografieren können und nicht erst im nachhinein etwas besseres daraus machen wollen.

      Und was das Nichtkönnen des Malens angeht, wer probiert es denn heute noch aus, damit er das mit Sicherheit sagen kann? Ein Talent schlummert irgendwo in jedem, man muss es nur rauslassen. Aber die meisten wollen sich nicht mit Niederlagen auseinander setzen und schlagen den bequemeren Weg mit den wenigsten Hindernissen ein. Ich glaube es ist leichter Fotobearbeitung zu lernen ( ohne Talent dafür zu haben), als mit Licht zu malen....
    • Wenn du wüsstest, was alles mit dem Pinsel in Photoshop gemalt wird. ;)

      Wenn du Doku-Bilder machst, dann passt der Zugang.
      Es hat auch einen technischen Grund, warum Bilder bearbeitet werden und nicht out of the Cam gezeigt werden. Das Auge hat einen viel viel größeren Kontrastumfang als es der beste Sensor der besten Kamera hat. Da ist zumindest Kontrastanhebung oft erforderlich. Auch kannst du dein Hauptmotiv in Bildbearbeitungsprogrammen besser herausarbeiten. Wie lumenesca schon geschrieben hat - gute Bildbearbeitung braucht Zeit und ist Feintuning.

      Die Frage, wann ein Bild übertrieben bearbeitet ist, ist auch eine Geschmacksfrage. Glattgebügelte Haut mag ich persönlich auch nicht wirklich. Doch in der Modefotografie ist es usus. Wieder ein anderer Zugang.
    • Es gibt auch Fotografen, die einem leistungsfähigen (Kamera-)Computer die Aufgabe der Bildbearbeitung delegieren.
      Das führt in vielen Fällen sicher zu guten Aufnahmen.
      Die stellen ihre Kamera dann auf Automatik und fotografieren im .jpg Format.

      Andere wollen/können sich nicht auf die Automatik verlassen und bearbeiten ihre Raw Aufnahmen selber und überlassen Details nicht dem Computer.
      So wie in der guten alten Analog-Welt, wo beim Vergrößern nachbelichtet oder abgewedelt wurde.

      Man sollte hier aber nicht über die eine oder die andere Gruppe den Stab brechen.

      LG
      Rainer
    • Gala schrieb:

      Und was das Nichtkönnen des Malens angeht, wer probiert es denn heute noch aus, damit er das mit Sicherheit sagen kann? Ein Talent schlummert irgendwo in jedem, man muss es nur rauslassen.
      Wenn sich das Können auf das Mindestmaß, einen Bleistift oder Pinsel halten zu können, beschränkt, hast Du Recht.
      Aber dass in jedem von uns ein Picasso, Michelangelo usw. schlummert ist wohl mehr Wunschdenken.
    • Was ist überhaupt ein unbearbeitetes Bild ? Wenn ich ein JPG mache und es Out of Cam so verwende wurde es ja bereits Kameraintern bearbeitet, Je nachdem wie ich meine JPG Einstellungen gewählt habe. Und auch eine RAW Datei ist nicht gleich RAW Datei. Da produziert jeder Kamerahersteller andere Ergebnisse.
      DAS unbearbeitete Foto gibt es nicht. Man macht es so wie es einem gefällt, oder so wie man es noch in Erinnerung hat. LG.
    • ich sag's amal so: es gibt nackerte Semmerln, Wurstsemmerln, Wurstsemmerln mit Senf und Gurke, eventuell auch Käse, oder sogar Kasleberkassemmerln. dann gibt's Croutons, und dann gibt's Semmelknödel. alternativ auch Semmelnknödeln. usw.

      alles aus dem selben Mehl in ein Semmerl verarbeitet. und dann weiterverarbeitet. alles okay, wenn's zur Situation und dem gewünschten Ergebnis passt.

      nur wenn mir einer einen Semmelknödel als Rohmehl verkaufen will, dann werd ich grantig.

      PS: persönlich bin ich ein Kasleberkassemmerl-Typ. noch eine ehrliche Semmel, aber schon mit richtig Geschmack drin. ;)
    • knochenbeisser schrieb:

      Was ist überhaupt ein unbearbeitetes Bild ? Wenn ich ein JPG mache und es Out of Cam so verwende wurde es ja bereits Kameraintern bearbeitet, Je nachdem wie ich meine JPG Einstellungen gewählt habe. Und auch eine RAW Datei ist nicht gleich RAW Datei. Da produziert jeder Kamerahersteller andere Ergebnisse.
      DAS unbearbeitete Foto gibt es nicht. Man macht es so wie es einem gefällt, oder so wie man es noch in Erinnerung hat. LG.
      ja ja - allein durch die Wahl des Standortes "bearbeitest" du ein Bild. Durch die wahl von Zeit & Blende, durch die Wahl der Tageszeit, durch die Wahl des herrschenden Wetters usw usw. Natürlich kann man alles bis ins Kleinste zerreden.
      Bildbearbeitung beginnt bevor man eine Kamera in die Hand nimmt.
    • Gala schrieb:

      Ich ( Anfängerin) bin neu hier und verstehe wirklich nicht, wieso auf fotografie.at die Fotos so stark bearbeitet werden. Die Bildbearbeitung sollte doch nur bei einigen Fotos unterstützend verwendet und kleinere "Fehler" kaschiert werden. Nicht zur völligen Entfremdung führen.
      Die Welt besteht zwar aus intensiven Farben, aber hier sehe ich viele Aufnahmen, die mit der Realität nichts mehr gemein haben.
      Wenngleich ich ein gewisses Unwohlsein bezüglich oft eher unkontrolliert angewandter Bildbearbeitung teilen kann, so ist mir doch unspezifisches Lamentieren und Philosophieren deutlich zu unkonstruktiv, um damit etwas anfangen zu können.
      Kannst du ganz konkret werden, in welchem Fall Dir etwas in dieser Richtung missfällt, warum das so ist, und - vor allem - was Du ganz spezifisch aus welcher Motivation heraus anders machen würdest, und wie? Nebenbei würde ich es für spannend halten, wie Deine Definition von “Realität” lautet. Vielen Dank!
    • raicor schrieb:

      Es gibt auch Fotografen, die einem leistungsfähigen (Kamera-)Computer die Aufgabe der Bildbearbeitung delegieren.
      Das führt in vielen Fällen sicher zu guten Aufnahmen.
      Die stellen ihre Kamera dann auf Automatik und fotografieren im .jpg Format.
      Ich meine, Du vermischt hier 2 Dinge, nämlich welche Art Daten man in der Kamera speichert und dann überträgt und mit welchen Kameraeinstellungen man fotografiert. Ich fotografiere mittlerweile wieder fast ausschließlich jpeg und versuche, über Zeit/Blende-Einstellung (jeweils mit Vorwahl oder manuell) und sehr oft manuellem Weißabgleich, die Bilder so aus der Kamera zu bekommen, wie ich sie haben will. Nachbearbeitung mach ich dann nur mehr in Einzelfällen oder für besondere Effekte.
    • Off-topic schrieb:

      - was Du ganz spezifisch aus welcher Motivation heraus anders machen würdest, und wie
      Meine Motivation bei dem eher kurzlebigen Akt der Entstehung eines Fotos ist, dass einzufangen was da ist.
      Nicht nachher etwas hinein zu zaubern. Ich finde es wichtig die Welt nicht nur mit gefälligen Motiven darzustellen. Wir werten leider zu schnell und nehmen die gängigen "Schönheitsideale", Ästhetik und Kunstvorstellungen ( was auch immer das ist) leicht an.
      Ich bin ein intuitiver Mensch, der nicht viel über Technik und Optimierung nachdenken, sondern meine Gefühle darstellen möchte. Vielleicht bin ich naiv, aber ich glaube, dass dieser kindliche Zugang mehr Authentizität mitbringt, als gezwungene versuchte Vorstellungen zu erfüllen.
      Deshalb mache ich lieber die Augen auf, als nachher den Computer.
      Ich sage nicht, dass ich gar keine Bildbearbeitung ( hier ein Danke an Gimp) verwende, aber wichtiger ist die Stimmung im Jetzt einzufangen, als nachher dazu zu mogeln.

      Off-topic schrieb:

      Nebenbei würde ich es für spannend halten, wie Deine Definition von “Realität” lautet. Vielen Dank!
      Realität ist ein Gefühl oder eine Überzeugung, wie das Hier und Jetzt aussieht. Doch viele lernen, was das zu Sein hat und manche denken nicht nach, wie es sonst sein könnte. ....
    • Gala schrieb:

      Meine Motivation bei dem eher kurzlebigen Akt der Entstehung eines Fotos ist, dass einzufangen was da ist. Nicht nachher etwas hinein zu zaubern.
      Wenn bei der Aufnahme nicht schon das Motiv/ Gefühl, welches du zeigen willst vorhanden ist, bringst du auch mit Bildbearbeitung das nicht mehr rüber. Bearbeiten bedeutet für mich, das was ich zeigen will noch besser für das Auge erfassbar zu machen. Alle anderen Bilder lohnen sich nicht einmal einen Gedanken darüber zu verlieren - geschweige überhaupt das Berarbeitungsprogramm zu öffnen.

      Je nach Fähigkeiten in der Bearbeitung und die Hemmschwelle es doch zu versuchen, ist natürlich bei jedem anders. So einige Bilder von früher würde ich heute ohne Skrupel löschen.
    • wikei schrieb:

      So einige Bilder von früher würde ich heute ohne Skrupel löschen.
      :daumenhoch:

      Ganz allgemein ist so eine Diskussion genauso fruchtvoll wie "Nikon oder Canon". Wann immer es technische Fortschritte gegeben hat in unserer Geschichte (und um nichts anderes dreht sich diese Diskussion) finden sich überschwängliche Befürworter und verbissene Gegner. Wo immer man selbst dazu gehört, man sollte die Toleranz aufbringen, dass es auch andere Meinungen und nicht nur eine Wahrheit gibt.

      Natürlich hat Jede und Jeder das Recht zu sagen: "Das gefällt mir nicht". Aber Urteile wie "Das kann man so nicht machen" zeugen nur von Intoleranz.
    • Meine Meinung zu diesem "Thema":

      Wir leben im 21. Jahrhundert, erlaubt ist was gefällt und der Rest ist Privatsache der einzelnen Knipser, Fotografen, Fotokünstler oder was auch immer!

      Ich mache viele Fotos und aus Diesen entstehen dann wenige Bilder...bearbeitet oder nicht-wen kümmert`s?

      Man fragt auch einen Maler eher selten nach seiner Leinwand, seinen Pinseln oder Farben - das Ergebnis zählt ...nachdem aber ungleich mehr Leute fotografieren als malen, kommt es immer wieder zu diesen völlig sinn- und fruchtlosen Debatten!

      LG Wolfgang

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von WolfgangR ()

    • Gala schrieb:

      Meine Motivation bei dem eher kurzlebigen Akt der Entstehung eines Fotos ist, dass einzufangen was da ist.
      Wobei du dabei nicht das einfängst, was da ist, sondern das, was ein japanischer/koreanischer/indischer/odersonstwoherkommender Programmierer in den Sensor einprogrammiert hat. Ohne in die Hirnwichserei abgleiten zu wollen: Da könnten wir lang darüber diskutieren, od "das" wirklich "da war".

      Und wenn z.B. der Weißabgleich in der Kamera nicht hingehaut hat, ist auf dem Bild dann das, was "da war"? Oder darf das korrigiert werden? Wo ist die Grenze? Ist Nachbelichten/Abwedeln erlaubt (damit kann ich aber auch - aufwändig zwar, aber es geht - jede Hautunreinheit beseitigen und jeder Fältchen eliminieren).

      Was ist oder war da, wenn die vorhandenen Lichverhältnisse den Belichtungsmesser ausgetrickst haben? Darf das korrigiert werden, oder war das ja gar nicht da (weil so wie es fotografiert worden ist, war es ja nicht da bzw war es so unterbelichtet/überbelichtet da).

      Und wieso "kurzlebiger Akt". Wir sprechen hier vom Fotografieren, nicht von irgendetwas anderem. Ist in dir noch nie eine Idee zu einem Foto langsam herangereift, die - wenn sie dann ganz da war - mehr oder weniger langwierig umgesetzt wurde? Und das schließt eine (auch länger dauernde) Nachbearbeitung durchaus ein, das Bild soll ja so werden, wie du es dir vorgestellt hat und nicht "wie es vielleicht war oder auch nicht". Vielleicht solltest du deinem Hobby mehr zugestehen, als "Abdrück-Quickies", auch wenn diese durchaus ihren Reiz haben können.

      Und überhaupt: wieso kann nicht jede/r das machen was er/sie will, ohne sich rechtfertigen zu müssen? Wir leben (noch, aber wer weis, wie lange) in einem halbwegs "freien" Land, ich sehe keinen Grund, nicht jedem seine persönliche "Reine Fotolehre" zu überlassen, solange das für mich auch gilt 8) . Dann können die Jünger der "Das, was da war"-Fotolehre neben jenen der "Das, was vielleicht in meinem Kopf war"-Fotolehre und jenen der "Ich probier jedes noch so gräßliche Photoshop-preset verlässlich aus"-Fotolehre friedlich nebeneinander koexistieren.

      Außerdem: Wenn dem so sein sollte (Recht auf "Reine Fotolehre" für alle), hast du beim Eröffnen dieser Diskussion unter Umständen das Pferd verkehrt aufgezäunt: Dann solltest du die Vorzüge deiner "Reinen Fotolehre" preisen, solltest aber nicht die der anderen schlecht machen. Weil die sind dann genauso berechtigt, wie deine eigene. Es muss ja einem/r nicht alles gefallen.

      Gruß
      Marko

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