betagte Edelscherben

    • Ich glaub da liegt der Hase im Pfeffer beim Begriff das Beste.

      Ein AF Objektiv ist besser als ein MF.
      Ein 6 Linsiges Objektiv ist besser als ein 4 Linsiges.
      Unvergütet, Vergütet, mehrfach Vergütet… usw.
      Es wird immer als Qualitätsmerkmal ins Feld geschickt dass das Objektiv sehr Scharf ist. Schon Offenblendig Scharf bis zum Rand. In den Tests werden die am besten korrigierten Objektive in den Himmel gehoben und es passiert wie überall dass es keinen Unterschied mehr macht von welchen Hersteller mein Objektiv stammt weil sie alle tot optimiert sind und keines mehr Schaft außer durch den Preis hervorzustechen. Man findet heute im Objektivpark der Hersteller gleichwertige Objektive von der Leistung und Charakter. Es gibt keinen Grund mehr die Marke zu wechseln wegen der Objektivpalette.

      Man hört oft Offenblendig ist das Objektiv nicht zu gebrauchen! Nur noch matsch.

      Ich möchte mal Anhand der ersten Rolleicord und den Carl Zeiss Triotar und ab der Rolleicord III eingesetzten Schneider Xenar mal aufzeigen was da die Marketing Abteilungen mit uns machen.
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      Zitat Wiki

      Vom Aufbau her entspricht das Triotar dem (Cookeschen-) Triplet. Zeiss hatte das Triotar als einfach aufgebautes und günstiges Objektiv für preiswerte Kameras im Angebot. Mit den Weiterentwicklungen des Triplet-Typs Tessar (vier Linsen in drei Gruppen) und Sonnar (typischerweise fünf Linsen in vier Gruppen) konnte Zeiss wesentlich leistungsfähigere Objektive anbieten, allerdings auch zu höheren Preisen.
      Xenar ist eine 1920 für Schneider-Kreuznach eingetragene Wortmarke für ein fotografisches Objektiv. Mit der Marke wurde eine Objektivserie von Schneider bezeichnet, die nach dem Muster des von Paul Rudolph entwickelten 4-linsigen Tessars konstruiert ist. Die ersten Xenare mit dem Öffnungsverhältnis 1:4 wurden 1919, d.h. sechs Jahre nach Gründung von Schneider, eingeführt. Das Objektiv ist vergleichsweise kompakt und hat einen Bildwinkel von 60 bis 62° (Weitwinkelobjektiv). Es wurde von Schneider bis in die späten 1990er Jahre produziert.
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      Eine Rolleicord mit Triotar bekommt man nachgeschmissen weil ein Objektiv mit nur drei Linsen verbaut ist und das 4-linsigen Tessars (Xenar ist nichts anderes wie ein Tessar) ja um so viel besser ist.

      Tatsache ist das man ab Blende 8 keinen Unterschied mehr sieht. Und das bei Porträt das Triotar einen Schmalz hat von dem das Xenar nur träumen kann. Schärfer ist das Tessar nicht nur besser korrigiert.
      So jetzt haben wir einen einen Dreilinser mit einen Vierlinser verglichen der optimiert wurde um auch offenblendig mehr schärfe zu bringen. Jetzt kommt das Paradoxe ein Fünflinser der nicht gänzlich korrigiert wurde um bei offener Blende weicher als ein Vierlinser (Tessar) zu sein, das Heliar.

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      Zitat Wiki

      Das Heliar ist eine Weiterentwicklung des Cooke-Triplets. Um die Abbildungsfehler zu vermindern, hat Harting die einzelnen Linsen vorne und hinten im Triplet-Typ durch verkittete Gruppen aus jeweils einer Sammel- und einer Streulinse ersetzt. Bei dem ersten Entwurf, der 1900 patentiert wurde, lagen die Streulinsen außen. Harting selbst änderte seine Konstruktion noch ab, indem er die Streulinsen nach innen verlegte. Dadurch ließen sich die Abbildungsfehler noch etwas besser reduzieren. Dieser Aufbau wurde sowohl als Dynar wie auch als Heliar bezeichnet.

      Einfacher als das fünflinsige Heliar war das 1902 von Paul Rudolph berechnete Tessar. Hier besteht nur das rückwärtige Element aus zwei verkitteten Linsen. Im Vergleich zum Heliar ist es billiger herzustellen und leichter mit einer hohen Lichtstärke bei guter Schärfe zu versehen

      Das Heliar (von altgr. Helios – Sonne) wurde für seine ausgewogene Abbildung hochgelobt. Die „weiche“ Abbildung bei großer Blendendenöffnung machte es zu einem geschätzten Objektiv für Landschaften und Porträts. Die „Weichheit“ entstand durch eine nicht vollständige Korrektur der Abbildungsfehler Astigmatismus und Koma. Sie nimmt beim Abblenden des Objektivs ab.

      Vollständig korrigierte Konstruktionen des Heliar-Typs gab es von Voigtländer nicht unter diesem Namen (erst 2001 vom Hersteller Cosina). Die scharfe Abbildung mit weichen Kontrasten galt als besonderes Qualitätsmerkmal dieses Typs.
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      Ich könnte jetzt mit 6,7… Linsen fortfahren und weiter die Entwicklung der Optiken Beschreiben. Was sich aber jetzt schon zeigt ist das nicht die Schärfe das Qualitätsmerkmal ist den scharf sind sie alle und googlet mal nach Bildern von einen Triplet-Typ. Es sind die Fehler die nicht korrigiert sind was das ganze interessant macht und aus dem Einheitsprei herausragt. Unvergütet Objektive sind Vergüteten bei Porträt sogar vorzuziehen. Wer braucht im Boke Randschärfe? Keiner denk ich.

      Das Perverse ist das das machbare erreicht ist mit dem Korrigieren und das Fotografen Augen haben und die hochgezüchteten Objektive nicht immer als geeignet empfinden ihre Ideen umzusetzen. So entstehen so kuriose Sachen wie mit dem Meyer Görlitz 100/2,8 Trioplan das jetzt schon um die 700€ kostet und vor ein paar Jahren um 30€ verschachert wurde. Jetzt wird es sogar neu gebaut.

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      LG
      Franz
    • Im Dogenpalast hats kürzlich (und die Anwesenden waren erschüttert) einen Murano Luster ohne(!) Vorwarnung einfach so von der Decke gelöst. Was soll ich sagen, der Boden war voller betagter Edelscherben und das war auch für hartgesottene Klientel einfach kein schöner Anblick.

      Kaum war es geschehen, hat sich eine Touristengruppe aus dem verträumten deutschen Städtchen Wetzlar mit Schauferl und Besen in altruistischst möglicher Manier daran gemacht, mit Schauferl und Besen auch noch die letzte Edelscherbe zu entfernen, auf das sich niemand verletze. Dabei sangen sie die inoffizielle Hymne der germanischen Glasveröder:

      Scherbe edel bist und auch betagt,
      Fällst am Tag und niemand lacht,
      doch auch niemand klagt,
      aus alt wird neu gemacht
      und als Nocton nachgefragt.

      Wozu der Bolzenschneider eines breit grinsenden Mitreisenden gedient haben soll wird aber ein ungelöstes Rätsel bleiben.

      Vorfälle wie dieser sind mittlerweile ebenso bedauerlich wie häufig, so dass eine Neonbeleuchtung für den Palast unausweichlich scheint.

      Derzeit beschäftigt sich eine Studie mit der unerklärlichen Korrelation von Absatzzahlen der Firma Leica Camera AG und dem Aufschwung der Glasmanufakturen in Murano.

      Ich weiß die Fakten sind deprimierend Siegfried, aber ich hoffe Dich ein wenig erleuchtet zu haben über Ursprung, Natur und Rolle der betagten Edelscherbe in der modernen Welt.

      LG
      Martin

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von sensorhalter ()

    • :) :)
      Wird wohl an unserer Spezies hängen, die Liebe zu den exklusiven Dingen und Edelscherben.
      Über letztere verfüge ich nicht, dafür habe ich im Wohnzimmer ein altes getischlertes Sofa
      stehen und eine Kastenuhr vom Großvater aus den frühen Neunzigern, wo innen auf dem Boden der Uhr noch der Abdruck seines Schnapsstamperls erkennbar ist (das Kasteninnere diente als Versteck vor Omas Strenge), an der Wand.
      lg siegfried

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von morgenrot ()

    • Ich kaufe Nikkoren die noch NonAi sind. Die kann man zwar auf Ai umbauen und auf allen neuern Kameras nutzen. Wenn sie nicht umgebaut sind, sind sie für Anwendungen an einer DSRL uninteressant und werden nicht gekauft oder nur zu sehr kleinen Preisen. Gut für mich ich nutze sie mit Nikkormat FTN und Nikon F Photomic und bewahre sie vor der Feile. Wer nicht mit einen Berg und Tal Nikkor mal fokussiert hat und es mit den Ritsch, Ratsch angesetzt hat weiß nicht was HAPTIK ist.

      Bei den Minoltas bevorzuge ich die MC Objektive aus demselben Grund. Die sind die ersten Computer gerechneten Objektive überhaupt und die meisten sind auch am Leica-Bajonett zu finden nur um den 3-5 fachen Preis.

      Mein Favorit ist das Minolta MC Rokkor-HH 1.8 35mm.

      LG
      Franz
    • Ein anderes Beispiel, mMn:
      Konica Hexanon AR 135mm f3.2
      Bei Offenblende nix auszusetzen, Naheinstellgrenze 1m

      Für um die 50,- zu haben. Passt wegen des Auflagemaßes auf keine moderne DSLR, auf Sony A7II kein Problem (und da dann auch stabilisiert)
    • franz1111 schrieb:

      Bei den Minoltas bevorzuge ich die MC Objektive aus demselben Grund. Die sind die ersten Computer gerechneten Objektive überhaupt und die meisten sind auch am Leica-Bajonett zu finden nur um den 3-5 fachen Preis.

      Mein Favorit ist das Minolta MC Rokkor-HH 1.8 35mm.


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      Tjo das ist aus derselben Serie wie das oben von mir erwähnte MC 58/1.2; aus derselben Serie hab ich auch das MC 85mm/1.7 - allesamt erwähnenswert hier :)
    • morgenrot schrieb:

      wow - Edelscherben dürften hauptsächlich (bis auf das Minoltaobjektiv von OT an der Sony) von Nikon stammen.

      War Nikon scheinbar innovativer als die anderen Hersteller oder hängt es auch damit zusammen, dass deren Objektive heute ohne Zusatzaufwand nutzbar sind?

      Keineswegs, edle Stücke gibt es von ziemlich jedem Hersteller.


      Meiner Meinung nach war Olympus der innovativste Hersteller jener Zeit wenn man die japanischen Produktlinien betrachtet.
      Kameraseitig für mich die schönsten Teile die je gebaut wurden und einige Objektive zählen auch heute noch als Referenz. (zb Zuiko 90 f2)
      Als gesamtes System kenne ich keinen anderen Hersteller, welcher die Makro- und Mikrofotografie so perfekt inkludiert hatte.
      Darüber hinaus waren sie bei fast jeder Brennweite die ersten bezüglich der Lichtstärke und das gepaart mit einer unwahrscheinlich kompakten Bauweise.
      Nur schade, dass so manche Prototypen nie in Serie gingen.
      Wie man unschwer herauslesen kann verwende ich sehr viele der Zuikos auch heute noch.

      Der Grund für einen umfangreichen Objektivpark ist aber darauf zurückzuführen dass es das perfekte Objektiv für jeden Einsatzzweck nie gab und auch nicht gibt.
      Deshalb gibt es in verschiedenen Foren auch sehr interessante Tests um die individuellen Stärken herauszuarbeiten und am Ende kann es auch passieren, dass ich zB mit drei Objektiven derselben Brennweite losziehe da sie im Nahbereich/Hintergrundverhalten ganz unterschiedlich zeichnen.

      Die Frage ist vielmehr welches Ergebnis man anstrebt und welcher Look einem liegt bzw welche die fotografische Herausforderung ist.
      Bei Landschaft und Architektur interessiert es mich schon ob ein Objektiv die Schärfe bis in die Ecken schafft oder wie stark es verzeichnet.
      Bei Porträt würde ich die Randschärfe nicht als Priorität ansehen, in der Dunkelkammer oder am Mikroskop zählen wieder andere Parameter, usw.

      Zum Thema Trioplan...das ist lange nicht der einzige Hype im Moment wobei der schon sehr außergewöhnlich ausfällt.
      Gebrauchtpreise zum dreifachen des damaligen Neupreises und eine Neuauflage die vermutlich auch 1000 Euro kosten wird.
      Selbigen Verkaufsgag empfinde ich aber genauso bei vielen anderen aktuellen Produkten...es wird sehr viel vorgegaukelt.

      Man sollte aber nicht auf die "tote" Zeit schielen, als sich kaum wer für MF-Objektive interessierte und die Gebrauchtpreise als Vergleich heranziehen.
      Mittlerweile weiß man, dass die guten alten Teile immer noch mehr können als die heutigen Sensoren hergeben,
      somit - eine gute Zeit um zu verkaufen, eine schwere um auf diesen Zug noch aufzuspringen.

      lg Magnus
    • Ich hab mir einen Toyo 45G gegönnt mit so jeden Schnickschnack den es so gibt für die Kamera mit 12 Objektiven von 100mm-360mm mit 20 Objektivplatten……uvm

      Der Verkäufer ist ein Forummitglied und hat das Konvolut um 1000€ angeboten später um 600€ und dann Wochen lang um 400€. Was blieb mir übrig ich musste sie mir kaufen. Die Verschlüsse sind Compur Verschlüsse so um 1920 hergestellt. Sie haben zig Lamellen und machen ein kreisrundes Boke. Die neueren Copal Verschlüsse kosten das Vielfache sind schwerer zu servicieren und haben nur 6 Lamellen. Bei den Objektiven sind wahre Schätzte dabei und keiner will sie haben.

      LG
      Franz

      Hier mein Franz-Mobil weil ich kein Auto habe.

    • [quote='franz1111',index.php?page=Thread&postID=384930#post384930]Ich kaufe Nikkoren die noch NonAi sind. Die kann man zwar auf Ai umbauen und auf allen neuern Kameras nutzen. Wenn sie nicht umgebaut sind, sind sie für Anwendungen an einer DSRL uninteressant und werden nicht gekauft oder nur zu sehr kleinen Preisen. Gut für mich ich nutze sie mit Nikkormat FTN und Nikon F Photomic und bewahre sie vor der Feile. Wer nicht mit einen Berg und Tal Nikkor mal fokussiert hat und es mit den Ritsch, Ratsch angesetzt hat weiß nicht was HAPTIK ist.
      ......................
      LG
      Franz[/quote]

      @ Franz:

      Hast du eine Bezugsquelle für die Blendenringe zum Umbauen?
      Bei manchen müßte man, wenn man sie abfeilt, die Hasenohren entfernen, aber dann werden sie für die Blichtungsmesser untauglich. Außerdem will ich das den Objektiven nicht antun.

      Und ja, was griffigeres als die Berg & Tal Objektive wurde nie mehr gebaut.

      Gruß: Dieter
    • Anleitung zum selbst machen.
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      Russen-Chip "Dandelion" an Ai-Nikkoren
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      In den USA baut John White die Objektive um.
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      Der verlangt 70€ da wird aber das Objektiv auf einer Drehbank abgedreht und die AIS Nut ein gefräst. Der professionellste Umbau den ich kenne. Must mal hin gehen und dir s anschauen wie es aussieht nach den Umbau.
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      LG
      Franz

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von franz1111 ()

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