VfGH: Meisterprüfungspflicht ist aufgehoben!

    • webwolfi schrieb:

      Kleiner Einwurf am (oder vom) Rande:

      Ob wir es nun gut finden oder nicht: Es ist wie es ist, weil das unsere Verfassung so vorsieht.
      Es sind nun neue bzw. veränderte Bedingungen mit denen man leben bzw. an die man sich anpassen muss.

      Es wird solche geben, die davon profitieren, es wird welche geben, die darunter leiden, manche werden vom Markt verschwinden, neue werden kommen und Erfolg haben, mache werden kurz auftauchen und schnell wieder weg sein.

      Eigentlich ganz normale Marktwirtschaft.

      Dennoch verdanken erfolgreiche Gesellschaften ihren Bestand nicht nur angewandten Sozialdarwinismus.
    • Sorry Thomas, klar kann man so argumentieren und diese Argumentation ist auch in meinen Augen schlüssig und richtig. Und ich habe bei Gott nicht behauptet der Wohlstand beruhe auf der Meisterprüfung und ich habe auch unterstrichen, dass ich keine Berechtigung für die Meisterprüfung inhaltlich sehe. Bin ich überall bei dir.

      Aber die Konsequenzen zu übersehen, das Ausland darzustellen, als wär dort alles besser, nö, da kann ich meinen Mund nicht halten. Schaf ich einfach nicht, naiv oder nicht, kann ich nicht.

      Und ganz bewusst hab ich deswegen die Wahl kurz mit einbezogen. Es ist eine Gesamttendenz. Und die Auswirkung einer solchen Gesamttendenz hab ich an vielen Plätzen dieser Erde persönlich erlebt. Lächerlich oder nicht.

      Hier wurde davon gesprochen bei erfolgreichen zu assistieren, und sich dann damit zu schmücken bei jenen gelernt zu haben. Das ist doch der Meistergedanke in Reinkultur. Institutionalisiert bleibt davon nicht mehr viel über, schon klar. Aber ich kann einfach nicht verstehen was an einer Befähigungsprüfung schlecht sein soll oder unschaffbar wäre. Aber damit stehe ich wohl alleine da ...

      @ Thomas: Ich zweifle garnicht, in keinster Weise an Daten und Fakten und schon gar nicht an deiner Kompetenz darüber. Wenn unsere Welt aber angeblich von einer geistigen, spirituellen, wissenschaftlichen und ökonomischen Elite gesteuert wird und dann das dabei rauskommt was wir weltweit haben, dann frag ich mich obs nicht besser gewesen wäre auf das Pferd der Emotionalen Elite oder vielleicht sogar auf gar keine Elite zu setzen. Aber das ist natürlich wieder eine Themenverfehlung, schon klar ....
    • morgenrot schrieb:

      Dennoch verdanken erfolgreiche Gesellschaften ihren Bestand nicht nur angewandten Sozialdarwinismus.
      Das stimmt, aber das hat auch niemand behauptet denke ich. Ich stimme dir da voll zu, nur was konkret Berufsfotografen anlangt, bin ich tatsächlich für den freien Markt. Es geht dabei ja auch nicht um die künstlerische Fotografie, in dem Bereich würde ich es anders sehen.
    • shrikaam schrieb:

      Sorry, ich finds Haaresträubend. Es geht doch garnicht um den Meistertitel. Einer der Vorredner hats eh schon angesprochen. Ganze Branchen haben das erlebt und das viel zitierte Ausland ist für mich nicht das erstrebenswerte sondern das abschreckende. Wer mal in Amerika oder Asien gearbeitet hat oder gelebt hat der weiss, dass das für einen Europäer nicht erstrebenswert sein kann. Dieses Argument kommt nur aus unserem Wohlstand heraus und der ewigen Selbstüberschätzung, dass man selbst besser sei als andere.

      Ich hab letzte Woche Grafiker gesucht. Freelancer. Das war mal ein Beruf da konnte man wirklich gut Geld verdienen. 55 Angebote hab ich in 2 Tagen bekommen. Spannbreite 8 - 125 Euro/h. Schwerpunkt (26) unter 26 Euro. Leuts, rechnets mal durch, der hat bei Vollauslastung brutto vor Steuern 4.200 oder so. Klingt super, nur hat er Vollauslastung? Die 12 die unter 10 Euro lagen, tun mir da nur leid.

      Vor meiner MP hab ich den Michael gefragt, ob die Innung zahlen hat, wie die Berufsfotografen wirtschaftlich denn da stehen. Er hat eher geschwiegen als geantwortet. Selber recherchiert kam raus, dass über 80% der Kollegen überschuldet sind. Zu Meisterzeiten.

      So und jetzt drängt eine Brigade an Hobbyfotografen die das auch klar deklarieren nebenberuflich in den Markt, weil sie sich so das Hobby refinanzieren können. was ich grundsätzlich verstehe. Dem Kunden ist das wurscht. Der sieht nur den günstigen Preis. Er kann auch oft das gute vom schlechten Resultat nicht unterscheiden. (Wobei ich glaube dass das Resultat bei den Hobbyleuten oft besser ist als bei den Pro`s, weil sie eben nicht auf die Uhr schauen müssen. Die Miete zahlen sie nämlich vom Gehalt.)

      Für mich ist das wie bei der Wahl. Uns gehts allen so gut, dass wir mit dem System das uns diesen Wohlstand geschaffen hat, plötzlich nimmer zufrieden sind und Zustände wollen, die wir meinen wo anders zu sehen ohne sie erlebt zu haben. Wer aber die Masse an Topfotografen zum Beispiel in NY kennt, die einen zweit und Drittjob haben, die allseitsbeliebte medikamente schlucken mit denen man weiterarbeiten kann, weil man für 3 Stunden glaubt eh wieder gesund zu sein, der weiss glaub ich, dass ach so liberale Systeme in Wirklichkeit viel menschenverachtender sind als das unsere "Alte".

      Hab mir für diese Anschauung schon auf FB meine Ohrfeigen geholt. Steh aber dazu. Ich finde es unmoralisch einem Grafiker 8Euro/h zu zahlen. Und ich finde es auch unmoralisch einen Berufsstand zu untergraben. Das die Meisterprüfung nicht adäquat war okay. Da bin ich schon dacor. Aber gott behüte uns eine Branchenveränderung ála Energetiker oder so, wo jeder machen kann was er will und alle darunter leiden.

      Ich weiss ich bin viel zu emotional ....
      :sweat: Da kann ich Dir/Ihnen nur Recht geben
    • shrikaam schrieb:

      Aber ich kann einfach nicht verstehen was an einer Befähigungsprüfung schlecht sein soll
      Das ist ganz einfach, sie schadet dadurch dass sie eine Zutrittsbarriere ist, während sie keinen Nutzen bringt. Das ist tatsächlich ein ganz marktliberales Argument. Ich bin absolut kein manchesterliberaler oder monetaristischer Marktfetischist, ich bin aber auch kein kommunistischer Markthasser. In diesem Bereich was Fotografen anlangt bin ich (und das ist jetzt nicht juristisch, sondern rein politisch gemeint) absolut der Ansicht, dass es nicht Aufgabe des Staates ist den Zugang durch Zugangsvoraussetzungen zu behindern. In diesem Fall ist es am besten der Markt regelt das von alleine.

      Bei Berufsfotografen haben sich in Österreich so ziemlich alle klischeehaften Nachteile einer staatlichen Regulierung gezeigt, ohne dass das der Allgemeinheit etwas bringt. Es wurden die Preise künstlich hoch gehalten, es hat sich ein merkwürdiges korruptes Kartell zwischen Behörden, Innungsmitgliedern und bestimmten "Fotoschulen" gebildet, wo dann einzelne die Lizenz zum Abkassieren gehabt haben, und weil das dann insgesamt zu einem nicht marktkonformen Preisgefüge geführt hat, gab es einen erheblichen Druck in den Schwarzmarkt, was soweit geht, dass die Berufsfotografen ja selbst schwarz arbeiten. Außerdem hat sich ein weiteres klassischen Phänomen gezeigt, nämlich das Einfrieren von Strukturen und die Vereinheitlichung des fotografischen Stils. Das kann alles nicht der Sinn der Sache sein und schadet allen bis auf einige wenige Profiteure.

      Man kann vieles regulieren, aber man kann bestimmte Tatsachen nicht ändern und durch die einfache Möglichkeit digitale Fotos in Massen zu produzieren, ist der Wert des einzelnen Bildes gesunken. Das ist durch den Staat nicht zu ändern, das ist eine technologische Frage. Man kann jetzt alle möglichen Maßnahmen setzen und bremsen, das Ergebnis wird aber immer das gleiche sein, egal was man tut. Nur wird der Sprung immer höher.

      lg Thomas

      P.S. und übrigens: für die Liberalisierung waren geschlossen die Grünen, dagegen die Schwarzen. In Deutschland hat Rot-Grün damals liberalisiert, gegen schwarz-gelb als Opposition......und ich glaube nicht, dass die Grünen typischerweise radikale Marktliberale sind
    • @shrikaam: Du hast schon recht, eine auf Sozialdarwinismus fußende Kultur erweist sich vermutlich letztlich nicht nur als menschenverachtend, sondern auch als wesentlich instabiler. Und die €8 für den Graphiker sind ein Witz, da kriegt meine Putzfrau mehr.
      Und es ist für mich genauso unverständlich, warum das manchen trotzdem so erstrebenswert scheint. Möglicherweise die naive Hoffnung, auf der Gewinnerseite zu sein, das eigene Potential gnadenlos überschätzend.
      Aber das hat noch nichts damit zu tun, ob ein Gewerbe frei ist oder zugangsreglementiert. Wie schon weiter oben beschrieben, ist das von mir lange Jahre ausgeübte Gewerbe der IT-Dienstleistungen schon sehr lange frei, ohne daß unhaltbare Zustände ausgebrochen wären.

      LG
      Ralph
    • thomas_l schrieb:

      morgenrot schrieb:

      Dennoch verdanken erfolgreiche Gesellschaften ihren Bestand nicht nur angewandten Sozialdarwinismus.
      Das stimmt, aber das hat auch niemand behauptet denke ich. Ich stimme dir da voll zu, nur was konkret Berufsfotografen anlangt, bin ich tatsächlich für den freien Markt. Es geht dabei ja auch nicht um die künstlerische Fotografie, in dem Bereich würde ich es anders sehen.

      Klar Thomas, angesichts des hier immer wieder stattfindenden nervigen Berufsphotographenbashing ist eine differenzierte Betrachtungsweise nicht gerade leicht.
    • @Thomas: Künstlich hoch gehalten? Pfff, ich leb am Land, hab geringe Fixkosten, aber alles zusammen kann ich trotzdem nicht mit den Preisen mithalten die mancher freie/hobby/oder sonstwie Fotograf anbietet. Und bei nachfrage kommst meistens auch sehr schnell drauf, dass er es sich auch nicht leisten kann.

      Ich hör schon das Argument: Der stirbt doch eh! Stimmt, aber der von ihm offerierte Preis nicht mehr.

      @Ralph42: Das glaub ich schon mit eurer branche. Dafür braucht man ja auch fachwissen. Aber in der Fotografie musst ja angeblich nur abdrücken.

      Leutz sorry, ich werd da jetzt echt zu emotional, sorry, ich versuch jetzt mal meine 2 schreibefinger zum stillstand zu bewegen ....

      Und nur so nebenbei: Ich bin kein betroffener weil sichs bei mir wirklich gut ausgeht. Noch ....
    • ralph42 schrieb:

      Aber das hat noch nichts damit zu tun, ob ein Gewerbe frei ist oder zugangsreglementiert. Wie schon weiter oben beschrieben, ist das von mir lange Jahre ausgeübte Gewerbe der IT-Dienstleistungen schon sehr lange frei, ohne daß unhaltbare Zustände ausgebrochen wären.
      Zustimmung. Außerdem ist die Kritik ökonomisch falsch. Denn sie suggeriert, dass wenn weniger Fotografen auf dem Markt sind, weniger Menschen da sind. Das ist aber nicht der Fall. Gibt es Zutrittsbarrieren in das Fotografengewerbe, werden ja die Menschen nicht weniger. Sie drängen also woanders hin um sich Arbeit zu suchen, wo dann der gleiche Effekt eintritt. Deshalb geht auch die antiliberale Kritik hier am Ziel vorbei, das sie selbst vorgibt. Gibt es eine Zuganghürde, dann gibt es weniger Fotografen. Daraus kann nicht geschlossen werden, dass es insgesamt zu höheren Umsätzen oder Löhnen kommt - sowas wäre völlig unschlüssig

      lg Thomas
    • morgenrot schrieb:

      Dennoch verdanken erfolgreiche Gesellschaften ihren Bestand nicht nur angewandten Sozialdarwinismus.


      Eh nicht.

      Die Verfassung geht davon aus, dass sich der Staat nur insoweit in die Belange seiner BürgerInnen einmischen darf, soweit das für das Gemeinwohl wichtig ist.

      Das tut er zB mit Recht und vorbildlich, indem er uns die Einzahlung in ein solidarisches Sozialversicherungssystem vorschreibt, auch wenn wir uns, wenn wir wohlhabend und gesund sind, vielleicht privat eine Versicherung zu besseren Konditionen fänden.

      Er schreibt auch mit Recht vor, dass bestimmte, gefährliche Gewerbe nur von Menschen mit entsprechender Ausbildung ausgeübt werden dürfen (zB. Gasinstallationen, Häuser bauen, Geld verwalten).

      Er hat sich aber selbst eben durch diese Verfassung Grenzen gesetzt, wie weit diese Einmischung gehen darf und ein unabhängiges Kontrollorgan geschaffen, das diese Selbstbeschränkung kontrolliert.

      Zu entscheiden, wer wen gegen Geld fotografieren darf, geht eben über diese Grenzen hinaus, das müssen die BürgerInnen selbst entscheiden.

      Für alle Beteiligten gilt die oben erwähnte soziale Absicherung und für Streitfälle stellt eben dieser Staat ein Schlichtungssystem zur Verfügung, durch das eventuell Geschädigte ihre Schansersatzansprüche durchsetzen können, wenn sie gerechtfertigt sind.

      Ich habe eine Bekannte, die ist in der DDR aufgewachsen und dort hat der Staat entschieden, es ist besser für sie und die Gesellschaft, wenn sie Rinderzüchterin wird, und nicht wie gewüncht Fotografin. Dieses System hat -wie sich gezeigt hat- nicht funktioniert. Weder in seiner Gesamtheit, noch im Einzelfall. Sie ist mittlerweile erfolgreiche Fotografin und hat mit Rindern nichts am Hut.
    • Eben - und zum Thema Sozialdarwinismus sag ich jetzt mal rein politisch:

      Wenn ein Fotograf mit seinem Unternehmen scheitert, ist es Aufgabe des Staates und der Gesellschaft, dass sie ihn in einem sozialen Netz auffängt. Dass er nicht völlig untergeht, Wohnung und Sozialversicherung hat und dass er schlussendlich auch wieder auf die Beine kommt. Da gehört auch nichts privatisiert. Das ist Sozialstaat und das Gegenteil von Sozialdarwinismus. Da bin ich sofort dabei, dass ich das unterstütze. Und es ist völlig anders als in Amerika.

      Eine völlig andere Sache ist es jedoch Fotografen gegen jede wirtschaftliche Logik künstlich am finanziellen Leben zu erhalten, in dem man Zugangshindernisse einführt und ihn vor Konkurrenz schützt. Das ist Unsinn, weil es insgesamt nichts bringt und nur schadet
    • shrikaam schrieb:

      Pfff, ich leb am Land, hab geringe Fixkosten, aber alles zusammen kann ich trotzdem nicht mit den Preisen mithalten die mancher freie/hobby/oder sonstwie Fotograf anbietet.


      Was du schreibst, hat schon Hand und Fuß, allerdings habe ich den Eindruck, du vermischst da verschiedene Effekte.

      Zum einen, wenn ein Hobbyphotograph vergleichbare Leistungen billiger anbieten kann und diese dann auch genommen werden, hast du mit deinem Produkt ein Problem. Was früher gut war ist auf einmal nur mehr gerade ausreichend weil die Latte höher gelegt wurde. Diesen gleichen Effekt hat man in den letzten Jahrzehnten in diversen Branchen (z.B. Graphik, Musik, Tourismus oder bei technischen Geräten) gesehen. Da hilft nur eines, fleißig die Latte für die Hobbyknipser höher legen und besser sein.

      Das ist aber leider nicht der einzige Effekt, weil wenn sich deine Klientele sinnvolle Preise für deine Leistung, egal wie gut, nicht mehr leisten kann, dann hilft dir alle Qualität nichts. Hier bist du dann zusammen mit deinen Kunden im Oasch daham. Leider hält der Trend, daß in Österreich arbeiten immer weniger attraktiv wird, in den letzten 10 Jahren stark an, daß du dem kaum entkommen kannst. Für mich zum Beispiel hat das bedeutet, daß ich ins Ausland gegangen bin um zu Arbeiten. Ist nicht toll, aber eine Meisterprüfung wird in diesem Fall nur ein paar Privilegierte ein kleines Weilchen schützen, bis der Mark so sehr geschrumpft ist, daß sich selbst die Meister gegenseitig anfange zu zerfleischen.

      Kurz, willkommen in der Krise und versuche in den geschützten des öffentlichen Dienstes unter zu kommen oder flüchte in die Pension. Mit ihren starken Gewerkschaften werde die es wahrscheinlich am längsten schaffen ihre Privilegien zu verteidigen, bis der letzte Steuerzahler ausgesackelt ist. Oder du gehst den Weg des kleinen Mannes. Warum glaubst du wohl, gedeiht der Pfusch in Österreich im Moment so gut?

      Jo

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